Kaputte Kunst

Die zertrümmerte Mond-Installation in Leuth war Teil eines „Mahnmals gegen die Erdüberlastung“. Künstler Wolfram Schobel-Gundhardt möchte die Täter ausfindig machen und mit ihnen die Skulptur erneuern.

„Samstagnachts um halb zwei wurde ich von einem Knall geweckt, wunderte mich, und am Morgen sah ich dann, der Mond war weg“, erzählt Wolfram Schobel-Gundhardt. Der Künstler hatte vor seiner Wohnung am Petershof in Leuth als Skulptur eine große Erdkugel aus Beton, gehalten von zwei Händen, aufgestellt und dazu in maßstabsgerechter Entfernung von 23 Metern auf einer Wiese den Mond auf einem durchsichtigen Arcylrohr. Dieser fußballgroße Mond wurde nun demoliert.

Vandalen hatten offensichtlich das Acrylrohr aus der Verankerung gebrochen und den Mond damit auf dem Bürgersteig davor zertrümmert. Tage später wurden die Bruchstücke des Kunstobjekts aus Beton vor seine im letzten Jahr fertiggestellte, zwei Meter hohe und anderthalb Tonnen schwere Erdkugel gelegt. „Da hatte jemand wohl die Mond-Teile gefunden und gewusst, sie gehören zu meinem Kunstobjekt“, schloss der Geschädigte.

Schobel-Gundhardt ist eher traurig als sauer: „Ausgerechnet ein Mahnmal gegen die Zerstörung der Erde durch rücksichtslose Ausbeutung der Ressourcen ist nun zerstört, das ist doch pervers.“ Dass seine Objekte unbequem sind, vielleicht „egozentrische und unbelehrbare Zeitgenossen nerven“, ist ihm durchaus bewusst: „Sowas ist mir ja nicht zum ersten Mal passiert.“ So hatte er vor Jahren am Grenzübergang Schwanenhaus eine ausrangierte US-Mittelstreckenrakete als Antikriegs-Mahnmal installiert. Das Objekt wurde eines Nachts geklaut, offensichtlich mit einem Schwertransporter weggeschafft, der Diebstahl konnte nie aufgeklärt werden.

Anzeige gegen die Mond-Vandalen erstatte Schobel-Gundhardt nicht: „Mir geht es nicht um Strafe, ich möchte vielmehr mit den Tätern ins Gespräch kommen, sie überzeugen, dass Gewalt oder Zerstörung nie eine Lösung ist, vielleicht würden sie dann zusammen mit mir die Skulptur wieder neu herstellen“, wünscht er sich – und hofft, dass ihm vielleicht Sponsoren die Materialien dafür, vor allem ein neues Acrylrohr, spendieren.

(StadtSpiegel)