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: Kehrtwende: Die zweiLeben des Karsten Kaplan

: Kehrtwende: Die zweiLeben des Karsten Kaplan

Er hat es geschafft. In nur zehn Monaten. Und nichts spricht dagegen, dass Karsten Kaplan von seinem erfolgreichen Weg auch nur einen Millimeter abweichen wird. Der Hinsbecker hat in knapp einem Jahr runde 60 Kilogramm abgenommen. Er hat es geschafft. Unsere Serie: Abnehmen mit System, Teil I

Während des Norwegen-Urlaubs machte es „klick“. Sommer 2018. So konnte es nicht weitergehen. Outdoor-Fan Karsten Kaplan (46) schleppte fast 160 Kilogramm auf die Waage. Er traf eine der wichtigsten Entscheidungen seines Lebens: „Wenn ich wieder zu Hause bin, lasse ich mich von einem Arzt durchchecken.“ Er wusste, er würde die „rote Karte“ sehen. „Das war der 11. September 2018, den Tag werde ich nicht vergessen“, sagt er. Die Waage zeigte an diesem Tag 154,5 Kilo an – bei einem Body-Mass-Index (BMI) von 46. Wenig später meldete er sich bei Ernährungsberaterin Gabriele Jütten-Buscher (e.a.t.) zum „Spezialkurs XXL BMI 40+ bei schwerer Adipositas“ an.

Dieser Kurs steht auf folgenden Säulen: Ernährungstherapie, Ernährungspsychologie, Mental-Training und Bewegungsprogramm. Dieser von den Krankenkassen unterstützte Kurs (unterschiedlich, je nach Krankenkasse) sieht rund 90 Termine vor, die verpflichtend besucht werden müssen.

Heute steht Karsten Kaplan kurz vor seinem Start beim Halbmarathon Köln. Die Nadel auf der Waage zeigt knapp über 100 Kilo, als wir uns zum Gespräch trafen. „Aber das ist bald Schnee von gestern“, sagt Karsten und nickt ganz gelassen. Bis er am 13. Oktober am Start steht, werden weitere Kilos purzeln.

Das XXL-Programm ist vor allem für Menschen konzipiert, die einen BMI über 40 haben. Über die Zeit von zehn Monaten werden die Kursteilnehmer auf ein neues Leben vorbereitet.

Eine Adipositas ist überhaupt nicht witzig: Bluthochdruck, hoher Cholesterinspiegel, hoher Blutzuckerwert (Diabetes Typ II droht), Fettleber, Gicht, das Krebsrisiko steigt, Depressionen lähmen. Und diese Liste ist nicht vollständig.

Karsten Kaplan, gelernter Koch, kann ein langes Lied davon singen. „Ich konnte in keinen Spiegel mehr schauen, ich konnte mich nicht mehr sehen“, erinnert er sich. Die Schlafqualität war deutlich gesunken. Gefuchst hat ihn besonders, dass mit der Zeit, neben den Adipositas-typischen Erkrankungen, vor allem die sozialen Kontakte abhanden kamen. Und das permanente Toiletten-Mapping, das ständige Ausschauhalten nach einer Toilette, nervte zusätzlich: „Ich bin nur dahin gegangen, wo ich sicher war, dass eine Toilette vorhanden war.“

Karsten Kaplan spielte in früheren Jahren Fußball, war in der Landesliga im Mittelfeld als Stratege unterwegs, lief sich aber nicht die Zunge aus dem Hals. Er war schlank und sportlich. Viel zu früh warf er die Fußballschuhe an den Nagel. Bundeswehr und Ausbildung nahmen viel Zeit in Anspruch, die eine oder andere Party war auch ganz lustig. Und er entdeckte die Süßigkeiten und bewies diese Zuneigung vor allem abends. Das Leiden begann. Unbemerkt zunächst. Später hatte er selbst nicht genügend Kraft, die entscheidende Trendwende einzuleiten.

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Früher waren mehrere Anläufe zum Abnehmen krachend gescheitert, jetzt galt es, einen wirksamen und vor allem nachhaltigen Plan konkret umzusetzen. Das vorrangige Ziel: vom Erkennen häufig auch unbekannter Fehler über das Trainieren gesunder Alternativen bis hin zu deren Verinnerlichung zu gelangen. Die pure Veränderung.

Der Weg war also klar. Einen Monat nach dem Kurseinstieg, die ersten Kilos hatte Karsten schon verloren, kam das Bewegungsprogramm bei NetteVital hinzu. „Vom Kopf her bin ich Sportler“, sagt er und fand mehr und mehr Gefallen an seiner eigenen Verwandlung. Weitere Kilos verschwanden im Irgendwo. Karsten erhöhte sein Trainingspensum. Die Motivation stieg. Seine 30 Fitnesstermine hatte er längst vor dem Ende der Kurszeit absolviert, zog sich aber dennoch weiter das Sporttrikot über. Kilo um Kilo lief davon. Karsten Kaplan verzichtet auf Süßes, meidet Weißmehlprodukte, alkoholische Getränke schmecken ihm sowieso nicht.

Inzwischen sind seine Blutwerte wieder im Normalbereich. Der Diabetes ist nicht mehr nachweisbar. Die Lebensqualität hat sich enorm verbessert. „Ich könnte um die ganze Welt laufen“, sagt er und will gar nicht verbergen, wie glücklich er ist.