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André Schmitz nahm jetzt Senioren auf einen virtuellen Rundgang durch Dülken mit: Ein virtueller Nachtwächter

André Schmitz nahm jetzt Senioren auf einen virtuellen Rundgang durch Dülken mit : Ein virtueller Nachtwächter

André Schmitz ist oft als Nachtwächter unterwegs und stellt interessierten Besuchern Dülken vor. Was aber, wenn man nicht mehr so gut zu Fuß ist? Über eine virtuelle Alternative freuten sich jetzt die Gäste der Tagespflege des Caritasverbandes.

Die Senioren erlebten einen stilechten Nachwächter. Schmitz hatte nicht nur Laterne, Hellebarde, Stab und Schlüsselbund mitgebracht, sondern trug auch Klompen, Beinlinge, Wams, Hemd und einen Hut mit breiter Krempe. Die Kopfbedeckung war im Mittelalter aktiver Selbstschutz: „Damals schütteten die Menschen alles aus dem Fenster in die extrem schmalen Gassen – auch Abfälle und Fäkalien. Mit dem Hut konnte sich der Nachtwächter wenigstens vor den dicksten Brocken schützen“, erläuterte er seinen staunenden Zuhörern.

So historisch seine Aufmachung wirkte, so modern waren seine technischen Hilfsmittel: Mit Smartphone und Beamer nahm Schmitz die Gäste der Tagespflege mit auf seinen Rundgang. Der 51-Jährige zeigte beispielsweise die Umrisse des früheren Lindentores an der Lange Straße: „Hier war eines der vielen Dülkener Gefängnisse, das sogenannte ,Loch’. Wer hier eingesperrt war, bettelte darum, in ein anderes Gefängnis verlegt zu werden.“

Nicht fehlen durften Fotos vom Mosterzhaus, dem ältesten erhaltenen Haus Dülkens aus dem Jahr 1640, sowie von der Moselstraße oder der Schöffengasse, die früher im Volksmund „Drüemelsjotz“ hieß. Und auch dafür hatte Schmitz die Erklärung parat: „Drüemel nannte man die kleinen Fäden, die beim Weben oder Spinnen als Abfall übrig bleiben.“

Ein wenig neidisch auf ihre Vorfahren wurden die männlichen Gäste, als Schmitz auf die vielen Brauereien und Schnapsbrennereien zu sprechen kam, die es im Mittelalter in der Stadt gab: „Jeder Dülkener ging zweimal am Tag zum Biere - vor dem Abendessen und danach. In den Wirtshäusern wurden Nachrichten ausgetauscht, außerdem konnte man dort Karten spielen und kegeln.“

Zumindest so lange, bis der Nachtwächter die Sperrstunde verkündete. Denn auch das gehörte zu seinen Aufgaben, wie André Schmitz, im „normalen Leben“ Polizeibeamter, den Senioren erklärte. Die sahen und hörten gebannt zu. „Mit dem virtuellen Rundgang haben wir einen Nerv getroffen“, freute sich Tagespflege-Leiter Claus Francis-Backes, „für unsere Gäste war der Besuch des Nachtwächters eine tolle Abwechslung.“

(Report Anzeigenblatt)