Wenn das Schiffchen fliegt

„Spinnen am Morgen bringt Kummer und Sorgen“ - das ist zwar nicht das Motto eines neuen Projekts des Dülkener Geschichtsvereins Euregia - aber dennoch eine gute Eselsbrücke, um eine neue Abhandlung des Vereins zu beschreiben.

In „Frauen in der Textilherstellung“ gibt es eine Zeitreise in die goldenen Jahre der Viersener Textilindustrie.

„Das Schiffchen fliegt, der Webstuhl kracht, wir weben emsig Tag und Nacht ...“ Ob nun in Heinrich Heines Gedicht über die schlesischen Weber, oder in Gerhard Hauptmanns sozialem Drama „Die Weber“: Die schwierige Situation in der historischen Textilherstellung, insbesondere zur Zeit der frühen Industrialisierung, wurde sowohl in der Literatur als auch in der Forschung umfangreich behandelt. Eine völlig neue Betrachtungsweise ist dem Viersen-Dülkener Geschichtsverein Euregia gelungen: Mit der Abhandlung „Frauen in der Textilherstellung – 650 Jahre Dülken“ ist dem Verein, der sich zum Ziel gesetzt hat, die historische Mitwirkung von Frauen in allen gesellschaftlichen Bereichen in den Mittelpunkt zu stellen, eine ganz neue Betrachtungsweise gelungen.

Mädchen aus Italien und Großbritannien

„Schließlich ist auch die Textilproduktion in der industriellen Lohnarbeit ohne die weibliche Arbeitskraft nicht denkbar. Nicht zuletzt wegen der geringeren Bezahlung wurden Frauen als Arbeitskräfte besonders nach den Einschränkungen der Kinderarbeit seit Mitte des 19. Jahrhunderts in die Fabriken geholt. Der Bedarf an Arbeiterinnen war so groß, dass man sie zeitweilig sogar aus dem Ausland anwarb. So kamen Mädchen aus Italien nach Dülken und aus Großbritannien nach Viersen“, erklärt Historikerin Angela Klein-Kohlhaas, Mitautorin und Vorstandsmitglied der Euregia. Im Viersener Stadtarchiv wurde das Buch, das diese Geschichten aufgreift, es kürzlich vorgestellt. Beigeordneter Dr. Paul Schrömbges gab dabei zu Bedenken, dass die Textilherstellung auch in unserer Region wirtschaftshistorisch von großer Bedeutung war und auch als ein wichtiger Baustein zur Emanzipation der Frauen zu sehen sei.

(stb)

(StadtSpiegel)