Seltene Obstbäume erhalten

Die Obstwiesenfreunde aus Schwalmtal haben sich dem Erhalt alter Obstbäume verschrieben und geben ihr Wissen in einer AG der Janusz-Korczak-Realschule an interessierte Schüler der Klassen 5 bis 10 weiter.

Fasziniert beobachten die Jugendlichen Gerd Bongartz, der ihnen zeigt, wie man Bäume veredelt. Seit mehr als 60 Jahren hat der Waldnieler damit Erfahrung. „Ich finde das richtig interessant“, sagt Luca (16). Die Obstwiesenfreunde gibt es seit sieben Jahren, seit drei Jahren arbeiten sie mit der Realschule zusammen.

Es geht den 14 Mitgliedern rund um Gründer Paul Derix darum, Renaturierungsflächen in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Schwalmtal mit Obstbäumen zu bepflanzen und diese zu pflegen. Die Früchte der mittlerweile 227 gepflanzten Bäume stehen allen Bürgern frei zur Verfügung. „Wer als Kind einmal in einem Baum gesessen und sich den Bauch mit leckeren Kirschen, Äpfeln, Birnen oder Pflaumen vollgeschlagen hat, der wird diesen Geschmack nie mehr vergessen“, erzählt Paul Derix.

Diese Kindheitserinnerungen waren es auch, die Franz Bolten aus Waldniel dazu gebracht haben, sich auf die Suche nach der Birnenart „Huertjans“ zu machen. „Ich weiß noch, dass diese leckeren Birnen schon sehr früh reif waren, immer rund um den Tag des Heiligen Lorenz am 10. August“, erinnert sich Franz Bolten, der bei seinen Nachforschungen zunächst erfuhr, dass diese Birnenart ausgestorben sei. Über die Biologische Station Dormagen kam er dann jedoch zu Erwin Cleven (87) aus Wegberg. Bei ihm auf dem Hof steht tatsächlich der möglicherweise letzte Huertjans-Birnbaum, nachweisbar über 300 Jahre alt.

Bolten hat den Schülern mehrere Zweige seines Birnbaums mitgebracht, die nun mit den Zweigen anderer seltener Obstbaumarten wie zum Beispiel der Apfelsorte „Roter Jonathan“, in dem Klassenraum liegen. Damit es künftig möglichst wieder mehr davon gibt, sollen sie alle veredelt werden.

Gert Bongartz demonstriert zunächst die einfachste Form, die „Kopulation“, bei der der „Edelreis“ der Sorte, die erhalten werden soll, mit einer „Unterlage“ verbunden wird, nachdem beide vorher angeschnitten wurden. Er verwendet als „Unterlage“ dabei kleine Setzlinge der Weißdornart „Kirchensaller“, die häufig für die Zucht von Birnbäumen genutzt werden. Zum Schneiden der sogenannten „Gegenzungen“ dient ein einfaches Küchenmesser – wichtig ist dabei absolute Sauberkeit, „die Schnittstellen dürfen nicht mit den Fingern berührt werden“, betont der Fachmann.

Jetzt sind die Jugendlichen an der Reihe. Moritz (14 Jahre) und Alexander (13) veredeln gemeinsam: „Diese Arbeit macht Spaß“, sind sie sich einig.

Die neuen Bäume werden auf ein von der Gemeinde zur Verfügung gestelltes Grundstück gesetzt. „Nach einem Jahr löst sich der Kleber, dann sammeln wir die Folienreste ein und schauen, ob und wie viele Bäume es geschafft haben.

(StadtSpiegel)