Von 0 auf 100 Kilometer

Mehrere Wochenenden hintereinander ein Marathon, zwischendurch auch ein paar Kilometer mehr, zuletzt dann ein 100-Kilometer-Lauf – das ist der Alltag von Axel Zachau. Wer hinter dem ambitionierten Läufer steckt, haben wir in einem Interview erfahren.

Herr Zachau, wie und wann sind Sie eigentlich zum Laufen gekommen?

Ich glaub das letzte Mal vor dem Laufen habe ich mit 20 Jahren Sport gemacht. Da habe ich Tischtennis gespielt. Bis vor fünf Jahren habe ich dann überhaupt keinen Sport mehr getrieben und war auch knapp 35 Kilo schwerer als jetzt. Dann kam ich wegen meinem Blinddarm ins Krankenhaus und bin irgendwie zum intermittierenden Fasten gekommen, weil ich eben auch abnehmen wollte. Das bedeutet, ich esse nur jeden zweiten Tag. Daraus resultierte dann die Überlegung, dass ich ja vielleicht auch ein bisschen Sport dabei machen sollte. Im Internet gab es einen Plan, mit dem ich innerhalb von zehn Wochen fünf Kilometer in 40 Minuten laufen könnte. Das fing wirklich mit einer Minute laufen, zwei Minuten gehen an. Da habe ich gemerkt, wie lang eine Minute sein kann.

Wann haben Sie gemerkt, dass Sie eine Leidenschaft entwickelt haben?

Das hat ebenfalls vor fünf Jahren auf einer Bierbörse angefangen. Ich habe einem Freund stolz erzählt, dass ich jetzt schon drei Minuten am Stück schaffe und als nächstes gerne den Marathon in Berlin laufen würde. Darauf hin sagte er, dann würde er den auch laufen. Daraus resultierte dann, dass ich wirklich dran geblieben bin und darauf hintrainiert habe. Dann kam noch Athletik Waldniel dazu. Da konnte man 30-Kilometer-Trainingsläufe mitmachen – und so ist irgendwann eine Leidenschaft entstanden.

Wie viel Zeit lag zwischen dem Gespräch und dem ersten Marathon?

Knapp ein Jahr.

In den Verein Athletik Waldniel sind Sie aber nicht sofort eingetreten...

Nein, das hat sogar recht lange gedauert. Das ist jetzt knapp drei Jahre her.

Hat sich seit dem Vereinsbeitritt läuferisch etwas verändert?

Ja. Man läuft mehr. Zu Läufen fährt man gemeinsam, was auch wieder mehr Spaß macht. Wenn ich an den letzten Lauf denke, den 100-Kilometer-Lauf, da ist ein Vereinsmitglied mitgekommen und ist die Strecke nachgefahren, um mich das letzte Stück begleiten zu können und Fotos zu machen. Das finde ich einfach toll.

Was reizt Sie an den langen Distanzen?

Dass ich mir selbst beweise, dass ich’s kann.

Und wie muss man dafür trainieren?

Es gibt glaub ich kein pauschales Rezept. Ich laufe jeden Tag mindestens zehn Kilometer, dazu kommen regelmäßige Marathonläufe, die ich dann aber auch als Trainingslauf nehme.

Sie könnten also danach noch weiter laufen?

Nein. Wenn ich an den Start gehe und einen Marathon laufe, dann kann ich danach nicht noch einen laufen, weil mein Kopf sich darauf einstellt, dass danach Schluss ist.

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Wie wichtig ist mentale Stärke für Sie?

Ganz wichtig. Ich glaube das ist das Grundlegende. Der Kopf muss sagen „Ich kann es!“ Die Beine laufen dann nach. Die kann man auf eine gewisse Strecke trainieren aber wenn die sagen „ich will nicht mehr“, ist es der Kopf der sagt „Ruhe da unten“. Wenn ich mir was in den Kopf setze, dann zieh ich das auch durch – und ich bin mir sicher, dass diese Willensstärke in jedem Menschen steckt.

Richten Sie auch ihren Alltag nach dem Laufen aus?

Ja. Das wichtigste war die Gewichtsreduktion. In Sachen Ernährung ist für mich auch das intermittierende Fasten von Vorteil. So trainiere ich meinen Körper darauf, dass er während eines Rennens auch nicht viel kriegt.

Den 100-Kilometer-Lauf haben Sie in knapp zwölf Stunden geschafft. Was geht dabei in einem vor?

Am Ende war es wirklich nur noch überwältigend. Ein richtiges Gänsehautgefühl. Bis Kilometer 75 bin ich durchgelaufen. Dann ging‘s bergauf und ich bin ein Stück gegangen. Doch dann sagte mir mein Kopf „das geht jetzt auch nicht“. Da hatte man vorher alle überholt und jetzt wurde ich selbst überholt. Also bin ich wieder gelaufen.

Was würden Sie jemandem sagen, der behauptet Sie sind verrückt?

Im Endeffekt: Recht haben Sie, dass das ein bisschen bekloppt ist. Aber: das ist ja nicht schlecht. Jeder hat etwas, das er gerne macht und das macht er so gut er kann und versucht in der Regel auch immer noch besser zu werden – und bei mir ist das eben das Laufen geworden.

Was macht das Laufen denn für Sie so besonders?

Ich bekomm’ den Kopf frei. Ich arbeite im Altenheim, da nimmt man auch einiges mit nach Hause. Wenn ich dann raus gehe und laufe, ist der Kopf irgendwann leer. Ich mach mir dann nur Gedanken über Banalitäten, wie zum Beispiel wie ich die letzten drei Kilometer laufe.

Gab es besonders tolle Erlebnisse?

Der erste Berlin Marathon. Das Gefühl in der Masse zu stehen und „Ein Hoch auf uns“ zu hören – das war Gänsehaut ohne Ende. Wahrscheinlich auch weil‘s der erste war. Im Gefängnis zu laufen war auch etwas ganz Anderes. Auch der Untertage-Marathon in einem Bergwerk und ein Lauf in Dubai waren besonders. Die tollste Erinnerung habe ich an einen 63-Kilometer-Lauf vor zwei Jahren. Da hatte mich meine Mutter begleitet und insgesamt acht Stunden auf mich gewartet. Die Freude in ihrem Gesicht und der Stolz waren überwältigend.

Was sind Ihre nächsten Ziele?

Der Mauerlauf in Berlin, der ist 160 Kilometer lang. Wenn man 100 Kilometer schafft, dann ist der Rest glaub ich auch nicht mehr die Schwierigkeit. Im Jahr danach gibt es die „Tor Tour de Ruhr“. Da läuft man dann 230 Kilometer die Ruhr entlang. Außerdem möchte ich irgendwann mal den Marathon auf der chinesischen Mauer laufen.

Glauben Sie, dass die vielen Läufe irgendwann zu viel für den Körper werden könnten?

Es hängt immer davon ab, wie man läuft. Man kann es bei den Profis sehen. Die laufen zwei Marathons im Jahr und die dann auf Anschlag. Ich nehme die Läufe als längere Laufeinheiten im Trainingstempo. Ich habe bis jetzt keine Schwierigkeiten, also kann es so verkehrt nicht sein. Vielleicht werde ich in Zukunft die Anzahl der Läufe etwas reduzieren und dafür die Geschwindigkeit erhöhen. Dieses Jahr würde ich gerne einen Marathon in 3:30 Stunden schaffen.

(Report Anzeigenblatt)