Zeig her deine Schuhe und ich sage dir...

Zeig her deine Schuhe und ich sage dir...

... wer du bist. Seit 35 Jahren ist Peter Büschgens der "Schuster von Giesenkirchen". In seiner kleinen Werkstatt repariert er täglich 20 bis 30 Paar Schuhe — vor 30 Jahren waren es noch etwa 200 pro Tag.

Giesenkirchen City in zentraler Lage. Ein kleines Schaufenster, spärlich dekoriert mit Schnabelschuhen aus Leder. Zwei Stufen führen zum Seiteneingang in einen schmalen Raum vor eine kleine Theke. Wäre man hier ortsfremd, das Auge würde lange suchen um die Werkstatt auf der Konstantinstraße zu finden. Wir sind in der Schuhreparaturwerkstatt von Peter Büschgens, der seit 1979 Giesenkirchens Schuhe, aber auch auswärtige, wie er stolz sagt, wieder straßentauglich macht.
Schon als kleiner Junge im Grundschulalter war er in der Werkstatt seines Onkels zu finden, der orthopädischer Schuhmacher war. Damals schon wusste er, dass das Schuhmacherhandwerk seine berufliche Zukunft sein würde. Da aber "früher alles anders" war und der Vater die Berufe seiner Nachkommen ohne Duldung von Widerspruch bestimmte, wurde Peter Büschgens zunächst Maler und Anstreicher. Umgeschult hat er Jahre später in Krefeld und wurde Schuster. "Nach Veranlagung wurde nicht gefragt, da haben es die jungen Leute heute schon besser," sagt er ein bisschen wehmütig.

5600 Paar Schuhe pro Jahr gehen über die kleine Theke. Davon mehr Damenschuhe, wer hätte es geglaubt. Aber zu einer Schusterwerkstatt würde er heutzutage keinem mehr raten. "Da kann man nicht von leben. Anfang der achtziger Jahre hatte ich 200 Paar Schuhe täglich, heute etwa 20 bis 30 Paar. Der Kunde zahlt meisten unter 10 Euro für eine Reparatur," sagt Peter Büschgens. "Die Schnelldienste, die nur Sohlen und Absätze erneuern, die können sich noch halten."

Einen Schuh von A bis Z zu fertigen ist eine 200 Stunden Aufgabe. Das kann er auch, aber nur noch für sich selbst. Er zeigt seine schwarzen wohlgeformten Lederschnürschuhe, denen man ihren Wert jetzt schon ansieht, obwohl sie noch nicht ganz fertig sind. Handgefertigte Schuhe würden heutzutage so an die 2.000 Euro kosten. Er hätte dafür früher 300 bis 400 Euro genommen. Der Schuhspezialist hält die heutigen Schuhe im allgemeinen für zu weich. "Unsere Füße werden immer mehr entwöhnt," sagt er. "Der Fuß muss arbeiten. Wir sind ja kaum noch in der Lage barfuß über einen steinigen Weg zu gehen."

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Der 1951 geborene Schuster sieht sein Ende in der Reparaturwerkstatt als offenes Ende. "So lange mir Gott die Gesundheit schenkt, mache ich weiter. Ich rate jedem, der in Rente geht, sich sinnvoll zu beschäftigen. Zum Beispiel ehrenamtlich, denn wer nichts mehr tut, baut geistig und körperlich ab."

Dankbar ist er seiner Aushilfe Gabi Twarz, die ihn fast täglich unterstützt und ohne die er die anfallenden Arbeiten nicht bewältigen könnte. "Es ist schwer, jemanden zu finden, dem man trauen kann," sagt Peter Büschgens. "Ich habe aber auch gerne um sieben Uhr Feierabend", gibt er schmunzelnd zu.

Er ist ein gläubiger Mensch. Seit 30 Jahren gehört er einer christlichen Gemeinde an, die ihm sehr geholfen habe. Er habe sich als "kleiner Handwerker" nach Schicksalsschlägen immer wieder aufgerichtet. Vertrauen und Wahrheit sind für ihn die wichtigsten Werte und er umgibt sich mit Menschen, bei denen er diese findet. "Zeige mir deine Schuhe und ich sage dir, wer du bist", sagt er schmunzelnd auf die Frage, ob er den Menschen auf die Schuhe sähe. Am Schuh würde man Einstellung und Charakter eines Menschen erkennen, so seine Überzeugung. Es ist also anzuraten vor Abgabe der Schuhe noch einmal die Optik der guten Stücke kritisch zu beäugen. Sonst tut es Peter Büschgens und wer weiß, was er dann von uns denkt.