1. Borussia

Dritten Niederlage im fünften Spiel für Gladbach.

Die aktuelle Lage bei Borussia: : Ernst, aber nicht hoffnungslos

Zwei Punkte aus fünf Spielen: Borussias Ausbeute zum Saisonstart ist bescheiden. Warum der Begriff „Fehlstart“ dennoch zu kurz greift, die Mannschaft jetzt aber trotzdem in der Pflicht ist.

Als die Spieler nach dem Spiel Richtung Nordkurve marschierten, brandete lautstarker Applaus auf. Trotz der 0:1-Niederlage gegen RB Leipzig, der dritten im fünften Spiel, und trotz Tabellenplatz 15 (einen vor dem 1. FC Köln): Die Fans hatten ein feines Gespür für die Gefühlswelt der Gladbacher Profis, die gegen den Favoriten über weite Strecken eine ordentliche Partie absolvierten, denen es aber letztendlich an mangelnder Durchschlagskraft in der Offensive fehlte. Noch haben Borussias Anhänger Geduld mit ihrer Mannschaft, die sich nach der blamablen ersten Halbzeit vor einer Woche bei Aufsteiger Darmstadt (0:3 zur Pause) deutlich verbessert zeigte. Nach den ersten fünf Spieltagen ist Borussia gleich gegen drei Champions League-Anwärter (Leipzig, Bayern, Leverkusen) angetreten – eine Erklärung für die bisherige Punkteausbeute.

Mit dieser Geduld der Fans könnte es jedoch vorbei sein, wenn in den nächsten vier Spielen nichts Zählbares herausspringt. Am kommenden Samstag geht es zum Tabellen-Vierzehnten VfL Bochum, der am Wochenende beim FC Bayern eine 0:7-Packung kassiert hat und im Heimspiel gegen Gladbach auf Wiedergutmachung aus sein dürfte. Am folgenden Freitagabend ist der FSV Mainz zu Gast im Borussia-Park, der noch überhaupt nicht in die Saison gefunden hat und mit einem Punkt Tabellenletzter ist. Am 8. Spieltag (22. Oktober) steht das stets brisante Derby beim 1. FC Köln an, anschließend kommt zum ersten Mal in der Bundesligageschichte Aufsteiger Heidenheim nach Gladbach.

Vier Spiele, die für Borussia den Weg für die restliche Saison weisen werden. Sollten die Ergebnisse ähnlich ernüchternd sein wie zu Saisonbeginn, wird die Stimmung für das Team um den neuen Cheftrainer Geraldo Seoane deutlich ungemütlicher. Verabschieden sich die Fohlen dagegen aus dem Tabellenkeller, können Mannschaft und Trainerteam entspannter am eingeleiteten Wiederaufbau arbeiten.

Dass es (noch) nicht an der Zeit ist, nervös zu werden, zeigen einige Aspekte, die optimistisch stimmen:

- Ersatzkeeper Moritz Nicholas hat sich überraschend schnell an seine neue Rolle gewöhnt. Als Vertreter von Stammkeeper Jonas Omlin ist er ein starker Rückhalt für das Team.

- Nico Elvedi hat einen neuen Vertrag unterschrieben und bleibt demnach bis 2027. Lange galt ein Wechsel Elvedis in die Premier League als wahrscheinlichste Lösung, zumal die Wolverhampton Wanderers Interesse an Elvedi bekundeten. Der Deal kam aber letztlich nicht zustande. Bis zum Deadline Day verzichtete Borussia aber darauf, den 26-Jährigen in Pflichtspielen einzusetzen – das Risiko, dass sich Elvedi vor einem möglichen Wechsel verletzt, sollte minimiert werden. Wie wichtig der Schweizer Nationalspieler für Borussia ist, zeigte er mit einer tadellosen Leistung gegen Leipzig, als er erstmals in der Startelf stand.

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- Die Rückkehr von Manu Koné und Christoph Kramer nach Verletzungen eröffnet Trainer Seoane neue Möglichkeiten. Vor allem das Comeback von Koné, der, wenn er hundertprozentig fit ist, dank seiner Dynamik und Ballsicherheit zu den besten defensiven Mittelfeldspielern der Liga gehört, kann ein Schlüssel für Borussia sein.

- Wie wichtig bereits Tomas Cvancara für Borussias Spiel ist, zeigte sich, als er gar nicht da war. Gegen Leipzig fehlte der Stürmer wegen einer Muskelquetschung im Oberschenkel, und ohne den  tschechischen Nationalspieler kam Gladbach kaum zu nennenswrten Torchancen.

- Daniel Farke, Borussias Trainer in der vergangenen Saison, vertraute fast ausschließlich seiner ersten Elf, Einwechslungen fanden, wenn überhaupt, erst in der Schlussphase einer Partie statt. Nachfolger Gerardo Seoane ist da deutlich wechselwilliger, tauscht, wie in Darmstadt, schon drei Spieler zur Halbzeit aus (hätte er gekonnt, hätte er in diesem Spiel auch acht auswechseln können) und gibt dem Team so neue Impulse von der Bank. Ein wichtiges Zeichen für die Ersatzspieler, dass sie gebraucht werden und zu 100 Prozent da sein müssen, wen sie eingewechselt werden. Das schürt den Konkurrenzkampf im Team und hält die Spannung hoch.

Borussias Fans sind gewillt, den Neuaufbau des Teams wohlwollend zu begleiten und ihm zu vertrauen. So lange der Einsatz stimmt (in der ersten Halbzeit gegen Darmstadt tat er es nicht und wurde entsprechend kommentiert), stehen die Anhänger hinter ihrer runderneuerten Mannschaft und Coach Seoane, der in seinen Analysen weiterhin wohltuend sachlich bleibt. Gladbach hat in den nächsten Wochen Gelegenheit, diesen Vertrauensvorschuss zu bestätigen.