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Corona-Impfung verzögert sich - der Imfpstoff kommt nicht wie geplant

Impfstoff-Auslieferung verzögert sich : Lieferpanne: Corona-Impfung ausgebremst

Am Montag haben die Krankenhäuser in Mönchengladbach mit der Corona-Impfung begonnen. Am Dienstag dann kommt die Mitteilung des Landesgesundheitsministeriums: Die für die kommenden Tage bestellten Impfstoffe können nicht ausgeliefert werden. Ratlosigkeit und Unmut machen sich breit. Wo bleibt der Impfstoff denn nun?

Es hätte so schön laufen können. Genau wie geplant trafen am Montag, 18. Januar, Punkt 8.15 Uhr die ersten der insgesamt 570 bestellten Corona-Impfdosen in den Kliniken Maria Hilf ein. Alles war organisiert, die Impfbereitschaft hoch, alle Abläufe und Aufgaben mit den zahlreichen Helfern durchgesprochen, ab 10 Uhr wurde geimpft: pflegerische und ärztliche Mitarbeiter mit patientennahen Tätigkeiten zuerst. Gleich am nächsten Tag sollte es weitergehen, doch was nicht kam, war der bestellte Impfstoff.

In den anderen Gladbacher Krankenhäusern dasselbe Bild: Alles ist vorbereitet, die Impfteams stehen bereit – nur der „Stoff“ fehlt. Auch das Impfzentrum Am Nordpark 260 wird seinen Betrieb erst am 8. Februar aufnehmen, wie die Stadt Mönchengladbach informiert (Terminvereinbarungen für über 80-Jährige ab 25. Januar über www.116117.de oder die kostenlose Telefonnummer 0800 116 117 01).

Einschränkungen auch bei der Bestellung: Mönchengladbach kann, wie alle NRW-Kommunen, bis zum 31. Januar nur noch Impfstoff für notwendige Zweitimpfungen bestellen. Erst ab dem 1. Februar können wieder Erstimpfungen in Altenheimen und Krankenhäusern durchgeführt werden. Für die Kliniken und Pflegeeinrichtungen bedeutet das konkret: 16 bereits geplante Einsätze der mobilen Impfteams müssen abgesagt werden. Die Herzparkklinik und die LVR-Klinik erhalten zunächst keinen Impfstoff, die vier Akutkrankenhäuser nur einen Bruchteil der erwarteten Impfdosen. Auch die Einrichtungen der Eingliederungshilfe und ein Altenheim müssten bereits geplante Impfungen verschieben.

Für Felix Heinrichs ein Unding: „Wenn feste Zusagen mit einem Federstrich nichtig gemacht werden, erschüttert die Regierung jedes Vertrauen der Betroffenen in die Handlungsfähigkeit des Staates“, so der Gladbacher Oberbürgermeister. „Natürlich ist das Land nicht für Lieferengpässe beim Hersteller verantwortlich. Dann sollte man aber für einen schnellen PR-Erfolg nicht mehr versprechen als man halten kann.“

Tatsächlich ist die  Firma BioNTech schuld an den aktuellen Lieferengpässen. Hintergrund ist allerdings, und das sollte man wissen,  dass der Pharmakonzern Pfizer, der gemeinsam mit dem Mainzer Unternehmen BioNTech den Corona-Impfstoff entwickelt hat, seine Anlagen, darunter das Werk im belgischen Puurs, ausbauen will, um die Impfstoffproduktion zu erhöhen – von derzeit 1,3 Milliarden auf zwei Milliarden Dosen jährlich. Das hat leider Auswirkungen auf die aktuellen Lieferungen, beschleunigt aber dafür schon in nächster Zukunft das Durchimpfen der Bevölkerung.

Der Mönchengladbacher Landtagsabgeordnete Jochen Klenner, Mitglied im Gesundheitsausschuss des Landtags, unterstützt daher die Verschiebung des Impfstarts. „Am Ende werden wir mehr Impfstoff zur Verfügung haben und deutlich mehr Mönchengladbacher in einem kürzeren Zeitraum geschützt haben“, erklärt er. Die Impfstrategie des Gesundheitsministeriums, dafür eine Verzögerung beim Start in Kauf zu nehmen, sei daher richtig.

Auch, dass sich NRW im Unterschied zu anderen Bundesländern an die Vorgaben des Herstellers halte und auf die zweite Impfung bestehe, befürwortet Klenner. „Auch hier gehen andere Rechnungen am Ende nicht auf“, so seine Begründung. „Man könnte zwar schneller mehr Erstimpfungen vornehmen, wenn man die Zweitimpfung verschiebt. Am Ende entsteht ein vollständiger Schutz aber dann auch erst im gleichen Zeitraum – mit dem Risiko, dass zwischenzeitlich mehr Betroffene noch weniger Sicherheit haben.“

Klenner dankt den Helfern, die im Testzentrum alles vorbereitet haben oder in den Krankenhäusern nun mit den geänderten Zeitplänen arbeiten müssen. „Ich kann verstehen, dass da Unmut entsteht. Aber ich habe lieber ambitionierte Ziele, die auch mal korrigiert werden müssen. Populistische Kritik hilft in Krisenzeiten wenig – wir alle haben doch gelernt, dass sich die Corona-Pandemie leider nicht an Zeitpläne und Regeln hält, die die Politik gerne aufstellt. Es braucht Geduld und Ausdauer bei diesem beispiellosen Impfmarathon.“