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Janina Horn-Tilke über das Corona-Jahr in der pro familia Beratung

pro familia & Corona : Wie war 2020 bei pro familia?

2020 war kein Jahr wie viele andere. Die Covid19-Pandemie mit Lockdown, Kontaktsperre und beruflichen Belastungen traf viele Gladbacher Familien hart. Janina Horn-Tilke, Leiterin in der pro familia Beratungsstelle, blickt zurück.

Das Jahr 2020 neigt sich dem Ende zu – wie haben Sie es bei pro familia erlebt?

Horn-Tilke: 2020 hat uns durch die Pandemie mit vielen neuen Herausforderungen konfrontiert. Durch die Nähe zu Heinsberg hatten wir schon kurz nach Karneval die ersten von Covid-19 betroffenen Menschen in der Beratungsstelle. Für uns war also schnell klar, dass wir gute Infektionsschutzkonzepte und auch kontaktfreie Lösungen für die Beratung anbieten müssen. Besonders herausfordernd war die infektionsschutzkonforme Arbeit der Familienhebammen bei den Familien zu Hause.

Wie hat Sie der Lockdown getroffen?

Als es zum ersten Lockdown kam, waren wir schon gut vorbereitet. Hilfreich war, dass das Land NRW die Schwangerschafts-Konfliktberatung als systemrelevant eingestuft hat. So war gewährleistet, dass wir Ratsuchenden weiter zur Seite stehen konnten. Unser oberstes Ziel war dabei, das Infektionsrisiko zu minimieren. Wir haben ein System aus drei sich nicht begegnenden Mitarbeiterinnengruppen installiert. Würde eine Gruppe ausfallen, könnten die anderen sicher weiter beraten. Als kontaktfreie Alternative konnten wir Telefon- und Videoberatung anbieten. Und es gab kreative Lösungen wie zum Beispiel die Beratungsspaziergänge der Familienhebammen.

Kann man sich auch „zwischen den Jahren“ an pro familia wenden?

Ja, zwischen Weihnachten und Neujahr sind wir täglich von 9 bis 12 Uhr telefonisch zu erreichen. Bitte vor einer Beratung unbedingt einen Termin vereinbaren!

Gab es im Covid-Jahr mehr Beratungsbedarf, andere Kunden, Themen, Probleme…?

Die Beratungsnachfrage war ungebrochen hoch. Bei vielen Schwangeren und jungen Eltern konnten wir eine erhebliche Verunsicherung durch die Pandemie beobachten. Gerade kurz nach der Geburt gab es nicht nur deutlich mehr Beratungsanfragen, auch die Beratungen selbst waren länger und sehr emotional geprägt. In Familien, in denen die Geschwisterkinder des Neugeborenen auf Kita oder Schule verzichten mussten oder Arbeit im Homeoffice erledigt wurde, kam es nicht selten zu Überforderung und Konflikten.

Wie schätzen Sie rückblickend die Situation in den Familien ein – gab es mehr Spannungen, mehr häusliche Gewalt?

Das ist schwer zu beantworten. Wir bekommen ja nur Einblick in die Lage eines kleinen Teils der Bevölkerung. Ich persönlich hatte den Eindruck, dass viele Menschen, gerade mit psychischen Vorerkrankungen, sehr belastet waren. Bei vielen lagen aus Angst vor Arbeitsplatzverlust oder Kurzarbeit aber auch durch Stress bei anhaltendem Homeoffice die Nerven blank. Auch der eingeschränkte Kita- oder Schulbesuch war für viele Familien eine große Belastung. Gleichzeitig fehlten oft bewährte Ausgleichsmöglichkeiten. Da können dann Spannungen, die sonst bewältigt werden, schnell zu einem richtigen Konflikt führen.

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Es geht auf Weihnachten und Silvester zu. Sind das erfahrungsgemäß Zeiten mit mehr Bedarf an Krisenmanagement?

Die Zeit nach dem Jahreswechsel ist bei uns meist durch hohe Beratungsnachfrage gekennzeichnet. Ich vermute, dass sich das auch zum neuen Jahr nicht ändert.

Was wünschen Sie sich für pro familia zu Weihnachten bzw. fürs neue Jahr?

Wir wünschen uns wie alle, gesund zu bleiben und die Pandemie im Laufe des nächsten Jahres besser zu beherrschen, damit nicht nur die Beratung, sondern auch unsere Teammeetings wieder persönlich stattfinden können. Außerdem wünschen wir uns, dass wir den geplanten Umzug in die Elberfelder Straße 1 zum Februar auch unter Pandemiebedingungen pünktlich organisiert bekommen. Und nicht zuletzt wünschen wir uns eine kostendeckende Finanzierung unserer Beratungsarbeit durch die Stadt Mönchengladbach.