Macbeth von und für alle

Macbeth von und für alle

Mit „Macbeth für alle“ gab es jetzt einen Theater-Workshop für alle städtischen Auszubildenden. Städtische Unterhaltung einfach mal anders.

Unge

wöhnlich genug: Bei der Stadt Willich gab es jetzt einen heftig komprimierten Macbeth – aber die von den Zuschauern im Ratssaal heftig beklatschte, gut dreißigminütige Aufführung des Shakespeare-Klassikers um den Aufstieg und Fall des königlichen Heerführers Macbeth zum König von Schottland im 11. Jahrhundert hatte nichts mit den Schlossfestspielen, dafür viel mit den Azubis der Stadt zu tun. Doch der Reihe nach: Willichs Ausbildungsleiterin Sabine Zimmermann hatte die Idee, die jüngst in den Dienst der Stadt getretenen Auszubildenden und Berufspraktikantinnen – und zwar alle, konkret von der Bauzeichnerin über den Straßenbauer bis hin zur Verwaltungsfachangestellten – in einem Azubiworkshop einzubinden, an dem nicht nur die neuen Azubis, sondern auch die schon länger bei der Stadt tätigen teilnahmen. Eine ganze Woche ging die Truppe mit zwei Theaterpädagogen, namentlich René Linke und Elias Ordelmans, in Klausur: Die Truppe sollte in der Enge der Zeit ein Theaterstück entwickeln, einproben und aufführen. Zimmermann: „Es wurde ganz bewusst kein Thema vorgegeben – die Azubis haben sich dann als Gruppe für das Thema ,Macht‘ entschieden.“

Da lag und liegt „Macbeth“ nahe. Also wurden eine ganze Woche Ideen und Effekte entwickelt, Azubis und Praktikantinnen erarbeiteten Szenen, setzten Dialoge in Zusammenhang, probierten Abläufe und Lichteffekte – und man arbeitete vor allem gemeinsam.

Zimmermann: „So war Zeit war, sich kennenzulernen und auch mal mit anderen Berufsgruppen, Auszubildenden, Praktikantinnen Kontakt aufzunehmen: Teambuilding stand im Mittelpunkt.“ Und quasi nebenher ergab sich der Effekt, dass die Auszubildenden lernten, miteinander in Gruppen, mit ihnen bis dato vielleicht völlig unbekannten Menschen intensiv zu arbeiten: Organisation, Kommunikation, Empathie waren gefragt – aber natürlich auch die Erkenntnis, dass es sich manchmal lohnt, an und vielleicht auch über die eigenen Grenzen zu gehen, sich zu überwinden, zu „trauen“ – denn nicht jedem liegt es wirklich im Blut, vor Zuschauern zu agieren, aufzutreten, oder sich auch nur mit Shakespeare zu befassen… Nebenher wurden dann natürlich auch das „Auftreten“ im Allgemeinen, die Wirkung von Haltung und Stimme auf den Zuschauer geübt, Mit Erfolg: Das Ergebnis war – und dies ist nicht nur angesichts der nun wirklich heterogenen Zusammensetzung der Truppe und der zur Verfügung stehenden Zeitspanne festzuhalten – grandios: Die Zuschauer im Ratssaal erlebten eine beeindruckende Performance mit starken Textfragmenten, Auftritten und überraschend „passenden“ Inszenierungsideen – und alle waren eingebunden. Zimmermann dankte den Theaterpädagogen, war aber auch sichtlich stolz auf „ihre“ Azubis: „Ich glaube nicht, dass jedem der Schritt auf die „Bühne“, vor die Zuschauer, leicht gefallen ist. Aber alle haben das durchgezogen – und Erfolg gehabt.“

(Report Anzeigenblatt)