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Kreisjägerschaft Neuss setzt Drohnen zur Rehkitzrettung ein

Jäger suchen Wiesen vor Mäharbeiten mit Drohnen ab : Rehkitzrettung aus der Luft

Jetzt, da das Wetter wieder schöner wird, beginnt für die Bauern die Zeit der Heu-Ernte. Für Rehkitze, die sich häufig im hohen Gras verbergen, ist das Mähen der Wiesen allerdings hochgefährlich. Die Kreisjägerschaft Neuss setzt neuerdings voll auf Hightech bei der Kitzrettung.

„Das Problem ist, dass der Beginn der Heuernte jedes Jahr genau in die Zeit fällt, in der die Rehe ihren Nachwuchs zur Welt bringen“, weiß Stefan Syben. Der Hegeringleiter von Korschenbroich erklärt: „Da die Rehkitze in den ersten zehn Tagen ihres Lebens nicht mit der Ricke, also dem Muttertier, mitgehen, sondern diese das Junge vielmehr regelmäßig zum Säugen aufsucht, brauchen die frisch geborenen Tiere natürlich gute Verstecke. Das hohe Gras der Wiesen der Bauern ist hier eine naheliegende Wahl. Die Kehrseite der Medaille ist allerdings, dass jedes Jahr viele Tausend Kitze dem Mähtod zum Opfer fallen, denn gegen die nahende Mähmaschine haben die jungen Tiere, denen noch jeglicher Fluchtinstinkt fehlt, keine Chance.“

In der Vergangenheit waren die Mittel der Jäger, die Rehkitze zu retten, ziemlich begrenzt und auch recht aufwändig. Mit Hunden zogen sie, bevor die Mäharbeiten durchgeführt wurden, durch das Gras und versuchten, die Ricken durch Aufscheuchen dazu zu bringen, ihren Nachwuchs aus der Gefahrenzone herauszuholen. Inzwischen gibt es jedoch – der modernen Technik sei Dank – ganz andere Möglichkeiten, die sich auch die Kreisjägerschaft Neuss seit dieser Saison zunutze macht. So hat man dort unlängst zwei Drohnen angeschafft, die mit hochauflösenden Wärmebildkameras ausgestattet sind und die es den Jägern ermöglichen, die Wiesen vor dem Abmähen gezielt anhand der Koordinaten abzufliegen und aus der Luft nach Tieren abzusuchen. Etwa 20 Minuten können die ferngesteuerten Fluggeräte dabei in der Luft bleiben.

Die Finanzierung der Anschaffung – insgesamt 12 000 Euro – erfolgte aus Fördermitteln des Landes NRW (8 000 Euro) sowie aus Eigenmitteln der Kreisjägerschaft. Dass die Drohnen ihr Geld durchaus wert sind, zeigte sich dabei schon am vergangenen Wochenende, als im Zuge von Mäharbeiten im Korschenbroicher Ortsteil Pesch insgesamt gleich 15 Rehkitze gerettet werden konnten.

Hegeringleiter Stefan Syben erklärt, wie ein Einsatz der Drohnen zur Rehkitzrettung normalerweise abläuft: „In Absprache mit den Landwirten beginnen wir meist so gegen halb sechs, sechs Uhr damit, die Felder mit Hilfe der Drohnen abzusuchen. Wenn der Pilot ein Tier detektiert, gibt er seine Entdeckung an das vierköpfige Helferteam weiter, das sich in zwei Zweiergruppen am Rand des Feldes postiert hat. Haben die Helfer ein Rehkitz gefunden, kommt es für die Dauer der Mäharbeiten in eine Transportbox. Dabei tragen alle Beteiligten medizinische Einweghandschuhe und halten darüber hinaus einige ausgerissene Grasbüschel in den Händen, um zu verhindern, dass menschliche Witterung auf das Kitz übergeht. Das würde nämlich dazu führen, dass die Ricke sich ihrem Nachwuchs nicht mehr nähert. Sind die Mäharbeiten abgeschlossen, wird das Kitz nahe der Wiese in deckungssicherer Umgebung wieder ausgesetzt, so dass seine Mutter es danach leicht finden kann.“

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Hin und wieder, so Syben, komme es auch vor, dass man beim Absuchen der Wiesen auf junge Hasen oder Fasanengelege stoße. Auch hier greife man dann natürlich ein. Zwei Landwirte in Korschenbroich, die sich bereit erklärt haben, gefundene Fasaneneier in ihren Brutmaschinen ausbrüten zu lassen, unterstützen die Jäger hierbei.

Insgesamt haben sich bei der Kreisjägerschaft Neuss sechs extra für die Steuerung der Drohnen ausgebildete Piloten und 20 bis 25 Helfer der Rehkitzrettung verschrieben. Sie verteilen sich auf zwei Kitzrettungstrupps, die von Jens Adams und Jens Ahrweiler geleitet werden. Im Einsatz, der übrigens komplett ehrenamtlich erfolgt, sind dann jeweils immer ein Pilot und vier Helfer.

„Organisatorisch ist das tatsächlich eine große Herausforderung, die Einsätze zu planen und zu koordinieren, aber für das erste Jahr ist das schon grandios, was unsere Ehrenamtler hier auf die Beine gestellt haben“, ist Stefan Syben voll des Lobes.

Übrigens: Seit dem Frühjahr bietet auch die Kreisjägerschaft Mönchengladbach Revierinhabern und Landwirten Unterstützung bei der Suche nach Rehkitzen und Niederwild in Mahdflächen durch eine Drohne mit Wärmebildkamera an.