1. Mönchengladbach

Rohr für den Bungtbach-Biber

Drainage-Lösung dient Biber-Schutz und Gewässermanagement : Der Biber guckt in die Röhre

Es ist schön im Naturschutzgebiet Volksgarten-Bungtwald-Elschenbruch. Das finden nicht nur Wanderer, auch der Biber macht es sich hier immer wieder „gemütlich“. Da der Nager streng geschützt ist, soll er seinen Bedürfnissen entsprechend Dämme bauen können. Gleichzeitig darf es aber nicht zu Problemen beim Gewässermanagement oder bei der Verkehrssicherung der Wanderwege kommen. Um das zu gewährleisten, haben Stadtverwaltung, NEW und mags jetzt am Biberdamm ein wenig mit gebaut.

„Rund 80 Zentimeter Wasserhöhe braucht der Biber, um sich wohlzufühlen“, erklärt Stefan Neumeier, Artenschutz-Experte bei der Stadtverwaltung. Mit seinen Dammbauten erschließt sich der Biber Nahrungsquellen und staut das Wasser bis auf das benötigte Maß an – und häufig darüber hinaus. So auch im Naturschutzgebiet unter einer Brücke im Bungtbach.

Bisher bauten Beschäftigte der NEW wöchentlich mit einer Sondergenehmigung den Biberdamm von Hand ein Stück zurück. Das bereitet dem Biber keine Probleme und gewährleistet gleichzeitig wieder ein Mindestmaß an Wasserdurchfluss. Jetzt haben NEW, mags und der städtische Fachbereich Umwelt sich an einer permanenteren Lösung für das Problem versucht.

Zunächst wurde der Biberdamm, der nur eine von mehreren Wirkungsstätten des Nagers im Naturschutzgebiet ist, soweit wie nötig zurückgebaut. Dadurch konnte ein Rohr von zwölf Metern Länge im Bachbett verlegt werden. Wenn der Biber seinen Damm wieder aufbaut, soll das Rohr einen konstanten Wasserdurchfluss gewährleisten. Bereits an zwei anderen Stellen im Stadtgebiet wurde mit solchen Rohrlösungen gearbeitet. Im Bungtbach wurde das Rohrende mit einer dreieckigen Gitterkonstruktion gesichert, die verhindern soll, dass der Biber das Rohrende zubaut.

„Unsere Hoffnung ist, dass wir mit dieser Lösung einen effizienten und dauerhaften Ausgleich zwischen den ökologischen Aspekten und den technischen Notwendigkeiten hinbekommen“, erklärt Michael Castor von der NEW, die für das Gewässermanagement und damit auch für den Bungtbach in Mönchengladbach zuständig ist. Denn die Aktivitäten des Bibers haben Vorteile, bringen aber auch Herausforderungen mit sich. So überspült das angestaute Wasser zum Beispiel Wanderwege oder sorgt für einen Rückstau im Pumpwerk an der Hardtebroicher Straße. Auch die Forstarbeiten der mags entlang der Wanderwege werden erschwert, wenn Bäume zu lange zu nass stehen, dadurch absterben und umzustürzen drohen.

Gleichzeitig gibt der Biber dem Bruchwald im Naturschutzgebiet seinen Charakter als Feuchtwaldgebiet zurück. Und er leistet Vorarbeit für andere seltene Arten, indem er neue Lebensräume erschafft. „Es gibt Arten, zum Beispiel verschiedene Libellen, die nur noch in von Biber geschaffenen Lebensräumen existieren“, erklärt Artenschutz-Experte Neumeier, der inzwischen von „achteinhalb“ Biberrevieren im Stadtgebiet sicher weiß, wie er selbst sagt. Achteinhalb deshalb, weil im Schlosspark in Wickrath noch nicht ganz sicher ist, ob hier ein Biber auf der Durchreise war oder ob es sich um ein festes Revier handelt. „Es gibt aber starke Anhaltspunkte, dass es sich hier um Biber-Revier Nummer neun handelt“, so Neumeier.

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Ausmachen kann man den Biber neben seinen Nagespuren vor allem an sogenannten Nahrungsflößen. Wer den Biber selbst zu sehen hofft, hat eher schlechte Karten, denn das Tier ist Dämmerungs- und Nachtaktiv. Und auch einen Damm wird man im Wickrather Schlosspark vergebens suchen. Die Niers bietet mit ihrer Wassertiefe bereits gute Wohnbedingungen, sodass der Biber kein Wasser anstauen muss.

Wo der Biber, wie im Bungtbach, seine Dämme baut, ist ein gutes Zusammenspiel der zuständigen Stellen wichtig, damit Lösungen wie die neu verlegte Drainage-Röhre realisiert werden können. „Wir als NEW, die mags und die Stadtverwaltung haben hier ein gutes Netzwerk aufgebaut und pflegen einen engen Draht und eine unbürokratische Zusammenarbeit“, freut sich Castor.