1. Mönchengladbach

Sexualpädagogischer Fachtag - noch Plätze für Lehrer frei

GEW veranstaltet Fachtagung für Lehrkräfte : Sex? Alles halb so „cringe“!

Vier Jahre ist er coronabedingt ausgefallen, jetzt findet der von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) initiierte sexualpädagogische Fachtag wieder statt – unter der Schirmherrschaft von Stadtdirektorin Dörte Schall. Lehrer*innen und Schulsozialarbeiter*innen aus Mönchengladbach, Viersen und Krefeld bekommen in Vorträgen, Filmen und Workshops viel Input für einen souveränen Umgang mit dem vielfach immer noch heiklen Thema.

Was tun, wenn Schüler*innen „Du schwule Sau“ oder ähnliches rufen? Wie informiert man die Kids über Themen wie „Verhütung“ und „sexuell übertragbare Infektionen“, so, dass sie sich auch abgeholt fühlen? Fragen, die Lehrkräfte heute wie früher beschäftigen – denn bei allen modernen Entwicklungen (Pornographie im Netz, Sexting per Smartphone usw.) ist da der gesetzlich festgelegte Auftrag zur sexuellen Bildung. Und wie der – abgesehen von der Vermittlung biologischer Grundkenntnisse – zeitgemäß und altersgerecht zu erfüllen ist, wird im Lehramtsstudium kaum vermittelt.

Gut also, dass es Institutionen gibt, die sich darum kümmern, die unterstützend in die Schulen gehen, Projektwochen anbieten – und wie die GEW eine jährliche Fachtagung veranstalten, auf der sich Lehrkräfte schlau machen können. Der Name „Sexuelle Bildung zwischen Anspruch & Wirklichkeit, Normen & Werte im Wandel“ klingt dabei trockener als die Tagung wird. Allein die vier Workshops geben vor allem handfeste Tipps. So behandelt „Du schwule Sau“ die eingangs beschriebene Problematik. „Es geht auch um die Frage ‚Was traue ich mir selber zu?‘ Kann ich mit dem/r Schüler*in in die Diskussion gehen, blocke ich ab oder bitte ich das Gesundheitsamt um einen Termin?“, erklärt Miriam Pasch vom Viersener Gesundheitsamt, die wie ihre Gladbacher Kolleg*innen und Leute wie Robert Lierz von der AIDS-Hilfe regelmäßig in Schulen geht, um mit den Kids über Sexualität zu reden und – ganz wichtig – ihnen zuzuhören.

Der zweite Workshop „Digga, ist das cringe“, soll vermitteln, wie man die Schüler*innen zeitgemäß erreicht. Auch das will gelernt sein, weiß die Schirmherrin der Fachtagung, Dörte Schall. „Man kann nicht so reden wie die Kinder, das ist ja peinlich!“, so die Stadtdirektorin und Mutter. Auch sei es wichtig, zu unterscheiden, „was mache ich in der sechsten und was in der neunten Klasse?“

Neben zwei weiteren Workshops über mediale Vorbilder und geschlechtliche Vielfalt gibt es mit einem Vortrag von Dr. Richard Picavet einen Blick über den Tellerrand in die Niederlande, einen Infostand, an dem Methoden und Material wie die „Alles-drin-Kiste“ des Gesundheitsamts Viersen, der Info-Parcours des Gladbacher Gesundheitsamts und Plüschtiere von Viren, die Krankheiten auf sexuellem Weg übertragen, vorgestellt werden. Und natürlich ist auch viel Raum für Austausch und Networking.

*„cringe” ist ein Wort aus der Jugendsprache, das Fremdschämen ausdrückt, etwa, wenn sich jemand peinlich verhält. Auch wenn Erwachsene Jugendwörter benutzen – wie hier in der Überschrift – ist das übrigens „cringe”.