Belastungsgrenze erreicht

Belastungsgrenze erreicht

In seinem Besprechungszimmer in der dritten Etage des Viersener Kreishauses empfängt Kreisdirektor Dr. Andreas Coenen (CDU), kürzlich zum neuen Landrat gewählt, Extra-Tipp-Redakteur Dirk Kamps zum Interview.

Extra-Tipp: Noch einmal herzlichen Glückwunsch zum Wahlsieg. Mal Hand aufs Herz – bei insgesamt nur drei Kandidaten und dem Kandidatenverzicht der SPD sind Sie doch sicher davon ausgegangen, Landrat zu werden.

Dr. Coenen: Ich bin immer zuversichtlich gewesen, dass es klappt. Zu einem Ergebnis in Zahlen habe ich mich aber nie geäußert, einfach, weil es auch nicht seriös voraussagbar war.

Als Sie dann mit knapp 73 Prozent ein beachtliches Ergebnis erzielt hatten - wie waren da Ihre Emotionen?

Ich war ruhig, das ist mein Naturell. Das vorherrschende Gefühl war die Freude über das tolle Ergebnis.

Ihr Amtsantritt steht kurz bevor – was gilt es bis dahin noch zu erledigen?

Es gibt viel zu erledigen, schließlich bin ich ja auch noch als Kreisdirektor und Dezernent im Amt. Derzeit bereiten wir die Amtsübernahme vor. Bei der Organisation der Kreisverwaltung werde ich einige Änderungen vornehmen. Darüber möchte ich jedoch, da bitte ich um Ihr Verständnis, zunächst im Hause und die Fraktionsvorsitzenden im Kreistag informieren. Wichtig ist, die Reihen zu schließen. Wir müssen schauen, dass wir an der Verwaltungsspitze schnell wieder vollständig sind.

Wann wird den frühestens Ihre Nachfolge im jetzigen Amt geregelt?

Die Stelle muss ausgeschrieben werden - natürlich alles verbunden mit gewissen Fristen. Realistisch und optimistisch gesehen wird alles zu Beginn des neuen Jahres geklärt sein.

Zum derzeit akutesten Thema: Was kommt in Sachen Flüchtlingszustrom noch auf den Kreis Viersen zu?

Das kann niemand seriös einschätzen. Wir haben der Bezirksregierung bereits signalisiert, dass die Belastungsgrenze der Städte, der Gemeinden und des Kreises erreicht ist. Die Regierung ist gefordert, den Druck aus dem Kessel zu nehmen. Es gilt, die Flüchtlinge gerecht zu verteilen. NRW hat sein Soll bereits übererfüllt.

Wie schätzen Sie im Bereich der Flüchtlingshilfe das ehrenamtliche Engagement der Kreis Viersener ein?

Sehr hoch. Das ist mir auch wichtig, auszudrücken. Das ehrenamtliche Engagement verdient eine hohe Anerkennung. Hier wird tatkräftig angepackt.

Wo legen Sie die Schwerpunkte Ihrer Amtszeit?

Es bleibt bei den zehn Punkten, die ich bereits im Wahlkampf kommuniziert habe. Daran möchte ich mich orientieren. Wichtig ist nämlich, dass wir neben dem Flüchtlingsthema auch die anderen wichtigen Sachen nicht vergessen dürfen. Sei es das schnelle Internet, die gute Ausstattung unserer Berufskollegs oder die Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur.

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Wie möchten und können Sie die Zusammenarbeit zwischen den Städten und Kommunen im Kreis stärken?

Ich bin sehr zuversichtlich, dass es eine gute Zusammenarbeit geben wird. Mein Vorteil ist, dass ich den Großteil der Verantwortlichen bereits seit vielen Jahren kenne und wir ein gutes Miteinander pflegen. Ich möchte nun auch sehr schnell Viersens gewählte Bürgermeisterin Sabine Anemüller sowie Niederkrüchtens gewählten Bürgermeister Kalle Wassong näher kennen lernen.

Neben der Zusammenarbeit innerhalb des Kreises gilt es sicher auch, über den Tellerrand zu schauen.

Natürlich, auch hier bestehen bereits gute Kontakte. Ich habe auch schon Ideen für eine weitere zukünftige Zusammenarbeit. Wichtig wird sein, dass wir uns in der Region gemeinsam als Niederrhein präsentieren und aufstellen – parallel zur Mitarbeit an der Metropolregion Rheinland.

Wie kann die Wirtschaft noch weiter gefördert werden?

Wichtig ist die Aufgabenteilung. Die Bestandspflege liegt primär bei den Städten und Gemeinden. Die Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Kreises ist auf einem guten Weg. Eine aktuelle Herausforderung ist, dass wir in Elmpt auf der Fläche der Javelin Barracks nicht nur die Unterbringung der Flüchtlinge sehen, sondern gleichzeitig die Planungen für ein neues Industriegebiet weiter vorantreiben.

Der Kreis, die Kreisverwaltung – für viele ein abstraktes Gebilde. Wie möchten Sie den Kreis bürgernäher und bürgerfreundlicher gestalten?

Das ist eine sehr große Aufgabe. Der Kreis muss informieren und sich präsentieren. Das ist mir ein besonderes Anliegen. Wir müssen unseren Internetauftritt überarbeiten und uns im Bereich der sozialen Medien aufstellen. Mir als Landrat ist es wichtig, nicht nur der Verwaltung vorzustehen. Als Landrat ist man auch das Gesicht des Kreises, der Repräsentant. Beides gut zu schaffen, die Leitung der Kreisverwaltung und die Außen-Vertretung, ist eine große Herausforderung, aber auch der große Reiz dieses Amtes.

(Report Anzeigenblatt)