Eine echte Win-Win-Situation

Die Kindertagesstätte "Nettetopia", die für 2,8 Millionen Euro im Niedieckpark in Nettetal entsteht, ist eines der aktuellen Bauprojekte des städtischen Nettebetriebes. Ihren Namen verdankt die Einrichtung einem Wortmix aus Nette und Utopie.

Den Fluss Nette kennt hierzulande jeder. Unter dem Begriff Utopie findet man in der Literatur manchen Hinweis: Von einer Fahrradmarke bis hin zu dem Roman von Thomas Morus', der 1516 erschien und von der Begegnung eines Seefahrers mit dem Volk der Utopier handelt, die auf einer fernen Insel gleichberechtigt arbeiten und in einer demokratischen Gesellschaft leben.

Stärkung muss sein: Beim Richtfest standen auch für die „Jüngsten“ Getränke bereit.
Stärkung muss sein: Beim Richtfest standen auch für die „Jüngsten“ Getränke bereit. Foto: Andreas Zorn

Fast auf den Punkt genau, 500 Jahre später, im demokratischen Deutschland, wird Nettetopia der neue Heimathafen für rund 105 kleine Utopier. Ob die Utopier in Morus' Buch bereits wussten, dass moderne Demokratien Geld kosten, ist nicht bekannt. Das weiß aber Andreas Zorn, Leiter des Familienzentrum des DRK, sehr wohl und spricht von einem Gewinn für Stadt, Familien und das Rote Kreuz: "Es fehlen Ü3-Plätze, und mehrere Kitas in Nettetal sind in die Jahre gekommen", bemerkt Andreas Zorn. Der Umzug von rund 80 Kindern vom Sassenfelder Kirchweg 8 in das Nettetopia sei zwingend notwendig. "Der fachlichen Kompetenz und des Improvisationstalentes der Mitarbeiter ist es geschuldet, dass wir den Anforderungen der Aufsichtsbehörden über Jahre gerecht bleiben konnten", sagt er und verweist erleichtert auf einige organisatorische Abenteuer, die bald passé sein werden.

Hamburger Verhältnisse und eine Nettephilharmonie wird es nicht geben. Zorn lobt die Ausgewogenheit der Kosten. "Die Pädagogik steckt in der Architektur ", berichtet er stolz, und: dass man sein Fachwissen von 40 Jahren Berufserfahrung in die Planung einbezogen habe.

Den neuzeitlichen Utopieren, die fordern, man solle besser in Personal und nicht in Steine investieren, entgegnet der engagierte Pädagoge: "In Zeiten, in denen der Bund sich rühmt, 6,2 Milliarden an Überschuss erwirtschaftet zu haben, sollte man darauf bauen, dass die Investition in unsere Kinder die richtige ist."

Davon ist Zorn überzeugt. Mit dem Satz: "Keine klare Refinanzierung der Auszubildenden und keine gesetzlich vorgeschriebene Personalbemessung, bedeuten keine Attraktivität in den Erzieherberufen", wird er realpolitischer. Dennoch lässt man sich gerne von Zorn überzeugen, dass trotz Fachkräftemangel in deutschen Kitas, Nettetopia keine utopische Win-Win-Situation für Stadt, Familien und die Mitarbeiter des DRK sein wird.

(StadtSpiegel)