: Die sorgende Gemeinschaft

Die erste Fachtagung ist zwar schon Geschichte, doch sie hallt noch lange nach. Denn erst vor wenigen Monaten hatte sich das Demenz Netzwerk im Kreis Viersen gegründet. Das Ziel: die Lebenssituation alleinstehender Menschen mit Demenz zu verbessern. Demenz Netzwerk Viersen gegründet: Sensibilität schärfen

Nicole Geitner, im Evangelischen Altenzentrum in Oedt tätig und gleichzeitig auch Ansprechpartnerin für das Demenz Netzwerk Grefrath, kann sich gut an eine besondere Begebenheit erinnern. Ein älterer Herr lief ohne Orientierung durch Oedt. Mehrfach wurde er von Passanten angesprochen: „Sie wollen doch bestimmt zum Altenzentrum, oder?“, und lotsten ihn in diese Richtung. Dort wollte der offensichtlich verwirrte Herr nicht hin, und dort gehörte er auch nicht hin, aber Nicole Geitner war dennoch erfreut über so viel Anteilnahme, Hilfsbereitschaft und vor allem Sensibilität. Immerhin konnte dem Herrn geholfen werden.

Das Demenz Netzwerk Viersen hat es sich zum Ziel gesetzt, die Lebenssituation vor allem von alleinstehend lebenden, an Demenz erkrankten Menschen zu verbessern. Bekannt ist, dass sich die Zahl der Demenzkranken von 4.760 (2016) auf voraussichtlich 7.844 im Jahr 2040 erhöhen wird. Das ist eine Steigerung um 64,8 Prozent.

Helmut Woerner, Gerontologe an der LVR-Klinik in Viersen: „Für Angehörige von Demenzkranken sind Pflege und Betreuung durchaus eine Belastung.“ Gerade in der Öffentlichkeit herrsche oft Erklärungsnot für das Verhalten von Demenzkranken. „Doch wer fängt die Menschen auf, die alleinstehend leben?“, fragt er. Hier fehle meist der soziale Kontakt, der Austausch. Die Sprachfähigkeit nehme ab. Dabei sei es doch der Wunsch, die Selbstständigkeit zu erhalten und zu fördern.

Mit der Kraft des Netzwerkes soll nun die Sensibilität für die Demenz erhöht werden. Wenn Handwerker, Backfachverkäuferinnen, Bankangestellte – also Menschen im öffentlichen Leben – über ein gewisses Maß an Wissen über Demenz verfügen, ist den Erkrankten schon geholfen. Längst gebe es Einkaufszentren, in denen Demenzkranke beim Einkauf von geschultem Personal begleitet werden.

Damit ist es natürlich nicht getan. So will das Netzwerk für eine größere Angebotsvielfalt für Demenzkranke schaffen und Erreichbarkeiten und Zugang zu Hilfen erleichtern. Gerade soziale Kontakte oder die aktive Gestaltung des Alltags verlangsamen den Fortschritt der Krankheit. Eine weitere Aufgabe ist die flächendeckende Installation von Demenz-/ Begegnungscafés. So entstehen soziale Kontakte, Kommunikation und auch komplikationslose Beratung.

Im kommenden Jahr bietet die Kreisvolkshochschule (ebenfalls Mitglied im Netzwerk) Schulungen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus Banken, Apotheken, Einzelhandel oder ähnlichem an.

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„Ziel ist es, die Aufmerksamkeit für die Erkrankung zu schärfen“, betont Katarina Esser, Sozialdezernentin im Kreis Viersen, „denn die Krankheit entsteht am Anfang unbemerkt, langsam und schleichend.“ Eine sorgende Gemeinschaft versucht also, die Teilhabe von Demenzkranken zu fördern und deren Selbstständigkeit zu unterstützen. Um notwendigerweise mehr personelle Kapazitäten zu schaffen, um Demenzkranken zu helfen, „muss die Gesellschaft grundsätzlich umdenken“, sagt die Sozialdezernentin. „Inzwischen haben sich 17 Organisationen dem Netzwerk angeschlossen“, berichtet Katarina Esser. Demnächst wird es auch eine Internetseite geben, die an die Internetpräsenz des Kreises Viersen angedockt wird. Die Botschaft steht: Interessierte sind eingeladen, im Netzwerk mitzuwirken.