Streit um Denkmalschutz

Als die Bauarbeiten für die Mauer aus Winkelsteinen begannen, die jetzt den denkmalgeschützten Herbertzhof vor Wasser schützen soll, ging ein Aufschrei durch Lüttelforst.

Viele Anwohner fanden Argumente dagegen: Die Straße sei dadurch schmaler und damit gefährlicher vor allem für junge Radfahrer geworden, die schmucklosen Betonsteine rissen das Ensemble aus Kirche und Hof auseinander — und außerdem gelte die Wasserproblematik ja nicht nur für den Herbertzhof, sondern eigentlich für alle Gebäude, die auf der Schwalmseite liegen.
Die Straße hat ein leichtes Gefälle in Richtung Schwalm, so dass Wasser immer zu dieser Seite abfließt. Außerdem ist sie im Laufe der letzten Jahrhunderte um fast einen halben Meter in die Höhe gewachsen, neue Schichten wurden aufgebracht, ohne dass alte vorher abgetragen worden wären.
Die Straße komplett zu sanieren, das Gefälle zu verändern, sei aber in absehbarer Zeit nicht vorgesehen, erfuhren die Anwohner, die nachfragten. Der Bau der Mauer ist die Lösung, die der Bauherr, der Kreis als Straßenbaulastträger und die Gemeinde nach zähem Ringen und langen Gesprächen gefunden haben. Der Bauherr musste dazu vom Kreis einige Quadratmeter Land kaufen, um die Mauer errichten lassen zu können. Es sei die einzige Lösung, die sicher das Wasser vom Denkmal weghalten könne, sagt Architekt Dr. Stephan Strauß, Experte für historische Bauwerke, der seit 2013 mit dem Gebäude vertraut ist. Etwa bis zur Kniehöhe sind die Wände auch innen dunkel von Feuchtigkeit, der weiche rote Stein, der inzwischen schon überall frei gelegt ist, bröselt.

Der Herbertzhof ist für Denkmalschützer ein Objekt von höchstem Wert. Es ist ein Barockbau. Das Haupthaus stammt aus dem Jahr 1760, der angebaute Turm von 1772. Der hintere Anbau datiert in seinen Ursprüngen noch eher. Aber er ist irgendwann einmal modernisiert worden.
Und das ist der eigentlich barocke Handelshof nicht. Die Haustüren - auf jeder Seite eine, einmal für die Familie und einmal für die Kundschaft - sind mit den Original-Beschlägen erhalten. Auch die meisten Innentüren sind noch da. Ein Kamin im Erdgeschoss ist mit prächtigen Rotterdamer Fliesen aus der Bauzeit ausgelegt, und entlang der Wände verläuft als Sockel eine Doppelreihe dieser Fliesen, die auch als Delfter Kacheln bekannt sind.


Architekt Strauss ist sichtlich begeistert davon, wie viel hier erhalten geblieben ist — und auch darüber, dass Bauherr Ulrich Grünter und vor allem seine Tochter Nadine Muckel, die hier mit Mann und Sohn Charlie im nächsten Jahr einziehen will, so viel Liebe zu dem Denkmal aufbringen und alles erhalten wollen.
Doch dafür muss die Nässe dauerhaft fernbleiben. Dass die Lösung nicht schön aussehe, räumen auch der Architekt und Bernd Gather, Planungsamtsleiter der Gemeinde, ein. Aber es habe keine schöne Lösung gegeben, die auch sicher gewesen sei. Und so habe man der Sicherheit den Vorrang eingeräumt.