So lief die „Brillen“-Jagd

So lief die „Brillen“-Jagd

Seit dem 16. März hat die Ermittlungskommission „Brille“ bei der Polizei im Rhein-Kreis-Neuss „die Brille“ gejagt.

Insgesamt 19 Überfälle auf Sparkassen und Volksbanken zwischen dem 8. Oktober 2014 und dem 23. April sollten auf das Konto des Räubers gehen, der bis fast zum Schluss immer so leise kam und ging, dass außer dem überfallenen Kassierer kein Mensch - weder Kollegen noch Kunden - den Banküberfall bemerkte.

Sein „Markenzeichen“, das er bei fast allen Überfällen trug, war eine Brille. Mal rötlich, mal schwarz, aber stets auffällig und mit dicken Gläsern.

Jetzt ist klar: „Die Brille“ gibt es nicht. „Die Brillen“ müsste es richtigerweise heißen. Mindestens zwei Männer haben die Überfälle begangen, während ein dritter im Hintergrund die Fäden gezogen haben soll. Das haben die Ermittler in dieser Woche bekanntgegeben.

Der Drahtzieher soll Andrij L. (43) aus Mönchengladbach gewesen sein. Er hat eine langjährige Haftstrafe wegen Bankraubs verbüßt, wie lange er überhaupt schon wieder auf freiem Fuß war, wollten die Ermittler nicht bekannt geben.

Er wurde gemeinsam mit Andreas S. (32), ebenfalls aus Mönchengladbach, am Nachmittag des 24. April am Marienplatz in Rheydt festgenommen. Der dritte mutmaßliche Täter, Dimitrij K. (39) war am 8. Mai in Dalheim festgenommen worden. S. und K. haben jeweils einige der Taten gestanden, L. bestreitet seine Beteiligung.

Nachdem es zunächst aus keinem der Überfälle verwertbare Spuren gegeben hatte und auch keiner der Zeugenhinweise zu den Fahndungsfotos, kam Kommissar Zufall zur Hilfe. Nach den Taten in Viersen und Mönchengladbach-Odenkirchen am 8. April war die Öffentlichkeit sensibilisiert. In Viersen hatte der Räuber nämlich eine Kappe mit der – ironischen – Aufschrift „Swat“ getragen, die bereits bei einem Überfall im Dezember in Rommerskirchen verwendet worden war.

Am Fluchtweg in Odenkirchen hatte ein Firmen-Lkw geparkt, und zwischen Ladeklappe und einer Kiste hatte am Abend der Chef genau so eine Kappe gefunden. Nachdem sie keinem seiner Mitarbeiter gehörte und er mitbekam, dass so eine Kappe dem Bankräuber gehören könnte, brachte er sie zur Polizei.

An ihr fand sich eine DNA-Spur von Andrij L. Nach der Festnahme wurde in den Wohnungen von L. und S. Bargeld gefunden, das sich einwandfrei dem letzten Überfall vom Vortag in Herzebrock-Clarholz zuordnen ließ. Bei L. wurden zudem Waffen gefunden, wobei noch nicht feststeht, ob die bei den Überfällen genutzten Waffen darunter sind. Es soll sich dem Vernehmen nach nicht um scharfe, sondern um Anscheinswaffen handeln.

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Zählt man die Geständnisse von S. und K. zusammen, kommt man nicht auf 19 Taten. Es laufen weitere Untersuchungen, die klären sollen, ob es einen weiteren Mittäter gibt oder wer die fehlenden Überfälle begangen hat.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Trio arbeitsteiliges Verhalten und gezieltes Zusammenwirken vor. Deshalb würde im Falle einer Verurteilung auch allen die gleiche Strafe drohen, egal wie viele Taten wer begangen hätte. Drei bis 15 Jahre Haft sieht das Gesetz für schwere räuberische Erpressung wie einen bewaffneten Banküberfall vor.

(Report Anzeigenblatt)