1. Viersen

IHK und Handwerkskammer informieren zu Ausbildungsmarkt

Ausbildungsmarkt : Nachwuchs dringend nötig

Die Energiewende hinterlässt auch Spuren auf dem Ausbildungsmarkt. Jugendliche fragen verstärkt Berufe nach, die mit den modernen Techniken in Zusammenhang stehen.

 „Die Betriebe wollen auch im November und Dezember noch Azubis für dieses Ausbildungsjahr einstellen“, betont Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein. Die Bereitschaft der Arbeitgeber hat einen klaren Grund: den Fachkräftemangel. Die Unternehmen brauchen dringend Nachwuchs. Über die Hälfte aller Unternehmen im IHK-Bezirk haben bei einer Umfrage den Mangel an Fachkräften als großes Risiko für ihr Geschäft eingestuft.

Das kann man auch an den Zahlen der bisher abgeschlossenen Ausbildungsverträge ablesen. Hier verbucht die IHK eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr um 4,4 Prozent. Das ist insofern bemerkenswert, als die Steigerung im ganzen Land NRW lediglich bei 2,2 Prozent liegt. Die heimischen Betriebe stellen also tüchtig ein.

Allerdings ergeben sich dabei erhebliche Unterschiede zwischen den Städten und Kreisen. Während in Krefeld die Steigerung sogar bei acht Prozent liegt, verbucht der Kreis Viersen ein leichtes Minus von 2,7 Prozent.

Erklärungen für die Unterschiede sind schwierig. Es mag an der Art der jeweils angesiedelten Betriebe liegen. Steinmetz vermutet, dass Betriebe mit hohem Energiebedarf in der derzeitigen Energiekrise vielleicht verstärkt auf Fachkräfte setzen müssen.

Dies käme durchaus einem Eindruck gleich, den auch Thomas Gütgens gewonnen hat. Der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Niederrhein vergleicht die Nachfrage der jungen Leute nach Azubi-Stellen im Handwerk und stellt fest: „Bei Handwerksberufen, die mit der Energiewende zu tun haben, ist derzeit Musik drin.“ Will sagen: diese Stellen sind bei Jugendlichen besonders stark nachgefragt. Hingegen hätten es eher traditionelle Gewerke wie beispielsweise Fleischer schwer, Nachwuchs zu finden.

Insgesamt sind im Handwerk in den Bezirken Kreis Neuss, Krefeld und Kreis Viersen noch 120 Ausbildungsplätze frei. „Das ist eine ganze Menge“, ermuntert Gütgens junge Leute, sich für ein Handwerk zu entscheiden. „Zumal die Handwerker heutzutage oft mit Laptop und iPad in der Hand dastehen und nicht nur mit der Kelle“, rückt Gütgens veraltete Vorstellungen zurecht. Dazu gehört auch die Geschlechterverteilung: „Vor allem für Frauen ist im Handwerk viel Platz“, ermuntert Gütgens auch die weiblichen Jugendlichen, in die früher sogenannten „Männerberufe“ einzusteigen. Er erlebe es immer wieder, dass bei den Ehrungen der besten Absolventen die Frauen auf den vorderen Plätzen stünden.

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„Insgesamt haben die jungen Menschen heute viele Perspektiven“, weist Dr. Sarah Borgloh auf den Überhang an Ausbildungsangeboten hin. Die Vorsitzende der Agentur für Arbeit Krefeld mahnt: „Noch sind nicht alle Ausbildungsstellen bestezt.“

Um immer wieder für Ausbildung zu werben, gehen IHK, Handwerkerschaft und Arbeitsagentur mittlerweile nicht mehr nur in die Schulen. Auch in Sportvereinen und bei Beachpartys suchen sie den Kontakt zu Jugendlichen. „Wir werden in unserem Engagement nicht nachlassen“, verspricht Jürgen Steinmetz. Im Sinne der Betriebe und der Jugendlichen. Denn: „Ausbildung ist der beste Schutz vor Arbeitslosigkeit“, unterstreicht Sarah Borgloh.