Eine Berufung: Kinderdorfmutter

Katharina Kalla startet als Kinderdorfmutter im Bethanien Kinderdorf in Schwalmtal. „Wenn mich jemand fragt, was mein Beruf ist, sage ich, dass ich Tierärztin bin“, erklärt die 35-Jährige. „Aber meine Berufung ist, Kinderdorfmutter zu sein.

Das ist mein Weg.“

Es ist ungewöhnlicher Lebensweg. Nach einem erfolgreich abgeschlossenem Studium der Tiermedizin und einigen Jahren im Beruf, entschließt sich Katharina Kalla, ihr Leben zu ändern. „Ich war in Hannover in der Forschung tätig und mein Vertrag lief aus. Gleichzeitig kündigte mir meine Mieterin die Wohnung“, erinnert sie sich. Schon als Kind sei es ihr Wunsch gewesen, Tierärztin zu werden. Seit ihrer Jugend fasziniert die Kaarsterin aber auch die Lebensvorstellung der Kinderdorfmutter. „Die veränderte Situation gab Anreiz, noch einmal darüber nachzudenken, wie ich mir mein Leben vorstelle. Ich entschloss mich, meine Zelte in Hannover abzubrechen.“

Die junge Frau nimmt Kontakt zu den SOS-Kinderdörfern auf und entdeckt, dass es noch weitere Kinderdörfer unter der Trägerschaft der Bethanien Kinderdörfer am Niederrhein gibt. Die ländliche Umgebung, die familiäre Bindung und die christliche Erziehung sprechen sie an und nach einem Praktikum entschließt sich Katharina Kalla, den Beruf der Tierärztin aufzugeben und ihrer Berufung zu folgen. Als Kinderdorfmutter möchte sie zukünftig ihren Lebensmittelpunkt ins Kinderdorf verlagern.

„Wer Kinderdorfmutter werden möchte, braucht aber eine pädagogische Ausbildung und so saß ich mit Anfang 30 auf einmal mit Jugendlichen wieder im Klassenzimmer“, schildert die 35-Jährige. Katharina Kalla beginnt ihre Ausbildung zur Erzieherin am Hephata Berufskolleg. Den praktischen Teil bewältigt sie im Kinderdorf und lernt in den drei Jahren der Ausbildung unterschiedliche Wohnformen und Kinderdorffamilien kennen. „Von Anfang an habe ich kommuniziert, dass ich Kinderdorfmutter werden möchte“, erklärt sie. Die Erzieherin in Ausbildung verbringt eine Zeit in der Jugendwohngruppe, sie unterstützt die Kinderdorffamilie von Schwester Jordana, hilft in der Kinderdorffamilie im Gartenhaus und im Haus Kranenbruch aus und lernt unterschiedliche Erziehungsstile kennen. „Für mich war die Zeit sehr lehrreich. Ich habe aus den Familien viel mitgenommen. Dinge, die ich gut fand und auch Dinge, die ich anders machen möchte“, erklärt sie.

Mit dem Abschluss ihrer Ausbildung in diesem Jahr steht nun die Gründung der Kinderdorffamilie bevor. Im November wird Katharina Kalla gemeinsam mit ihren ersten zwei Kindern ins Lindenhaus ziehen. „Juan und Nelson sind im letzten Jahr gemeinsam mit ihrer Schwester Laura und ihrem Bruder Lennox ins Kinderdorf gekommen“, erzählt die zukünftige Kinderdorfmutter. „Es stand relativ schnell fest, dass die Zwillinge und Laura zu mir kommen werden.“ Nach und nach werden dann die weiteren Zimmer im Lindenhaus belegt werden.

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„Eine Kinderdorffamilie einzurichten, ist auch ein logistischer und finanzieller Aufwand. Die Erziehungsleitung sucht danach, welche Kinder als Familiengemeinschaft zusammen leben können. Die Buchhaltung und die Verwaltungsleitung kümmern sich darum, dass ich Budget habe, um das Haus einzurichten.“ Dazu gehören nicht nur, dass alle Dinge des täglichen Gebrauchs angeschafft werden, sondern auch, dass die kahlen Räume zu einer Umgebung werden, in den Kindern aus schwierigen Familienverhältnissen behütet aufwachsen können. Alleine für die Einrichtung jedes Kinderzimmers kalkuliert das Kinderdorf 2 000 Euro, zudem werden eine Küche, ein Wohnzimmer und ein Büro benötigt. Das Kinderdorf ist bei solchen Großprojekte auf finanzielle Spenden angewiesen.

Katharina Kallas Vorfreude ist schon groß: Sie fiebert dem ersten Weihnachtsfest mit der kleinen Kinderdorffamilie entgegen, freut sich darauf, neue Herausforderungen als Kinderdorfmutter zu erleben. Lächelnd gibt sie zu: „Es kribbelt im Bauch, wenn ich an die nächsten Monate denke.“

(StadtSpiegel)