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Veranstalter äußert sich vor den Kirchbaum International

Interview mit Tennisveranstalter Marc Raffel : Leistung honorieren!

Vom 21. bis 28. April findet die Jubiläumsausgabe des ITF World Tennis Tour Events Kirschbaum International im Meerbuscher TeReMeer statt. Wir hatten Gelegenheit, uns ein paar Tage vorher mit Veranstalter Marc Raffel über das Event und den aktuellen Zustand des deutschen Spitzentennis zu unterhalten.

Marc, 20 Jahre ITF World Tennis Tour im Rhein Kreis Neuss – woran erinnerst du dich besonders?

Marc Raffel: Das Premierenjahr in 2005 war gleich ein Hammer. Der Finalist Evgenie Korolev startete seine Weltkarriere im Rhein-Kreis Neuss und erinnert sich gerne zurück. Die Veranstaltung hat vor allem unseren deutschen Profis wie Philipp Petzschner, Daniel Altmaier, Mischa Zverev, Oscar Otte oder Maximilian Marterer ein tolles Sprungbrett in die Weltklasse bereitet. Aber auch internationale Namen wie Milos Raonic (CAN), Nikoloz Basilasvili (GEO), Igor Sijsling oder Botic van de Zandschulp (beide NED) begeisterten die Zuschauer. Zwischen 2009 und 2015 fand die Veranstaltung als sogenanntes „Combined Event“ mit Damen und Herren statt. Es war eine rauschende Tenniszeit, ich weiß gar nicht mehr so genau, wie wir das organisatorisch stemmen konnten (lacht).

Seit dem Jahr 2020 finden die Kirschbaum International nun im Meerbuscher TeReMeer statt. Was hat sich seitdem geändert?

Der Bodenbelag (lacht), denn in den Jahren 2005 bis 2019 spielten wir in der Kaarster Tespo, dann kam der Umzug, weil wir Betreiber des Meerbuscher TeReMeer wurden. Die Kirschbaum International sind seitdem eine Freiluftveranstaltung und ein optimaler Start in die Sommer-Tennissaison.

Worauf können sich die Tennisfans der Region in diesem Jahr besonders freuen?

Dass sie vom 21. bis 26. April freien Eintritt haben! Nur am Finalwochenende kostet ein Ticket 10, reduziert 5 Euro. Wir haben uns dazu entschlossen, damit sich mehr Tennisspieler und Fans wieder angesprochen fühlen, Spitzentennis zu besuchen. Vor allem sprechen wir auch Tennistrainer und Tennislehrer an, live ihren Sport zu verfolgen und zu analysieren. Leider ist die Kluft zwischen Tennisbreiten- und Vereinssport auf der einen Seite und Tennisspitzen- und Turniersport auf der anderen Seite größer geworden, das erklärt auch die eher bescheidene Präsenz unserer deutschen Spitzenspieler auf den internationalen Siegertreppchen und den qualitativ schwachen deutschen Tennisnachwuchs. Ja, es gibt sicherlich immer wieder Lichtblicke, aber diese sind einfach zu selten und flüchtig.

Welche deutschen Cracks sind denn bei den Kirschbaum International am Start?

Vor allem Max Rehberg (ATP Nr. 490), der kürzlich noch bei den BMW Open in München aufgeschlagen hat, und der sympathische Dauergast Louis Wessels (ATP Nr. 367) sind hier zu nennen, beide im übrigen mit tollen Leistungen im letzten August hier im TeReMeer beim ATP Challenger! Des Weiteren ist die Nr. 1 des Turniers, Tim Handel, zu nennen (ATP Nr. 363) sowie die hochtalentierten Nachwuchsspieler vom Bundesligisten TC-Bredeney Tom Gentzsch und Adrian Oetzbach. Interessant sind auch die Meldungen des Deutschen Tennisbundes Liam Gavrielides und Yannick Kelm. Besonders gespannt bin ich jedoch auf den amtierenden Junioren Wimbledon-Sieger Jakob Filip (CZE). Wir können stolz auf diesen Gast sein!

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  • Marc Raffel.⇥Foto: M.A.R.A.
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Du erwähntest soeben die fehlenden internationalen Erfolge deutscher Cracks. Was muss sich ändern?

Wir Tennisspieler müssen endlich wieder beginnen, uns nicht nur für uns selber zu interessieren, sondern den Nachwuchs und die Leistungsbereiten zu unterstützen und zu fördern. Und das fängt im eigenen Tennisverein an, wo viel zu oft „Kirchturmdenken“ dominiert. Wir müssen wieder lernen, Einsatz und Leistung zu honorieren und denen zu applaudieren, die riskieren und wirklich Gas geben. Ich wundere mich über angebliche Tennisspieler, die lieber ihre zehnte Wochenstunde Tennis spielen oder ihre Bildschirmzeit steigern, als mal wieder Spitzentennis zu besuchen und zu erleben. Eine Stunde Spitzentennis live verfolgen bringt mehr als zehn Trainerstunden, im Übrigen auch für Trainer! Ebenso ist es wichtig, eine attraktive Turnierstruktur für junge deutsche Tennisprofis bereit zu halten. Hier sind wir in Deutschland leider auf einem der hintersten Plätze trotz vieler Lippenbekenntnisse.

www.kirschbaum-­international.de