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2 Gladbacher Bäder setzen Künstliche Intelligenz ein

13 „intelligente“ Kameras verfolgen Schwimmer im Vitusbad : Schützt KI vorm Ertrinken?

Künstliche Intelligenz hält aktuell in nahezu allen Lebensbereichen Einzug. Im Mönchengladbacher Vitusbad und im Stadtbad Rheydt wird KI bereits eingesetzt. Doch was kann KI eigentlich, das Schwimmmeister nicht können? Der Extra-Tipp hat nachgefragt.

Den meisten großen und kleinen Schwimmer*innen sind sie vielleicht noch gar nicht aufgefallen, zumal ja schon vorher Kameras da waren. Aber seit zehn Monaten sind 13 KI-Kameras an der Decke des Vitusbads installiert, und die verfolgen jeden Badegast, der ins Wasser geht.

Wer jetzt denkt „Hilfe, ich werde gefilmt – mit meiner Frisur!“ oder „Hallo, was ist mit Datenschutz?“, muss sich aber keine Sorgen machen. Denn weil es rein um die Sicherheit geht, ist die Bildqualität der Kameras gering und die Aufnahmen werden auch nicht gespeichert, wie Armin Brückner, Abteilungsleiter NEW-Bäder, versichert.

Aber was macht die KI dann?, fragt man sich. Jemanden aus dem Wasser ziehen oder im Notfall Mund-zu-Mund-Beatmung machen kann sie ja wohl nicht. „Was die Kameras aufnehmen, muss man sich etwa so vorstellen, als wenn man die Menschen mit einem weißen Edding umkreisen würde“, erklärt Florian Grojer, Geschäftsführer der die KI-Technik bereitstellenden Firma Lynxight. „Aus den Bewegungsabläufen zieht das System Daten heraus und analysiert sie. Die KI überwacht Schwimmbewegungen, aber auch zum Beispiel das Tempo. Registriert sie ungewöhnliche Bewegungsmuster, die nach Ertrinken aussehen, schlägt sie Alarm!“

Liegt also zum Beispiel ein Schwimmer nur wenige Sekunden regungslos auf dem Beckenboden, registriert die KI das, schickt Melanie Eckardt, Fachangestellte für Bäderbetriebe, und ihren Kolleg*innen ein Signal auf ihre Smartwatches und zeigt genau an, wo sich die mögliche Gefahrenstelle befindet. „Wir schauen dann genau hin, was da los ist, und dann ist Einsatz geboten – oder auch nicht“, erklärt sie.

Und das System könne noch mehr, wirbt Grojer. Es wisse immer, wie viele Personen im Becken seien und könne die Gefahren einschätzen, wisse etwa, wenn viele Kinder im Becken seien. Auch müsse und könne es zwischen Ernstfall und Spielerei, zwischen gefährlich und ungefährlich unterscheiden. Deshalb sei es auch so wichtig, dass das System immer weiter trainiere.

Beim Trainieren helfe der KI die kurze Bewertung „hilfreich“ oder „nicht hilfreich“ per Smiley-Button, den Melanie Eckardt und Kolleg*innen nach jedem Alarm auf ihrer Smartwatch antippen.

Ersetzen könne und solle die in Israel entwickelte KI die Schwimmmeister nicht, heißt es von der Bäderseite, aber gerade wenn es sehr voll sei, sei es schwer, den gesamten Beckenboden im Auge zu behalten, zumal das Wasser je nach Lichteinfall mal mehr, mal weniger reflektiere.

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„Da hilft die KI uns sehr“, sagt Schwimmmeisterin Eckardt. Zweimal habe es bereits Alarm gegeben, „wo ein Kind in Not war, das wir dann rausholen mussten“. Zum Glück hätten sie und die Kolleg*innen die Gefahrensituation aber auch schon vorher erkannt und hätten so schnell helfen können... Schneller offensichtlich, als sie es hätten tun können, wenn sie nur aufs Smartphone geguckt hätten. Trotzdem: Als doppeltes Netz wollten sie es in Mönchengladbach nicht mehr missen.

Wenn die erste Testphase erfolgreich verläuft, soll KI je nach örtlichen und baulichen Gegebenheiten auch in anderen Bädern installiert werden, so Armin Brückner. Über die Kosten spricht die NEW nicht. Was sie betont, ist, dass die KI lediglich eine Unterstützung für die Schwimmmeister sei und bleiben werde. Die Beurteilung der Situation und das Eingreifen erfordere weiterhin Schwimmmeister und Aufsichtspersonal vor Ort.