1. Mönchengladbach

Barmer stellt ihren Gesundheitsreport 2021 vor

Barmer stellt ihren Gesundheitsreport 2021 vor : Psychische Erkrankungen nehmen zu

Die Barmer hat ihren Gesundheitsreport 2021 für das Land NRW und die Region Mönchengladbach vorgestellt. Erstmals flossen dabei auch Daten aus dem Berufsatlas ein, um Besonderheiten in einzelnen Berufsgruppen darstellen zu können.

Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems (22,1 %) und Erkrankungen der Psyche (20,5 %) sind die Hauptursachen für Arbeitsunfähigkeiten von bei der Barmer versicherten Erwerbspersonen im Alter zwischen 15 und 64 Jahren. Durchschnittlich 3,99 Tage (in 2020) fehlten Versicherte in NRW wegen „Rücken“ und ähnlichem, bei den psychischen Erkrankungen liegt der Durchschnitt bei 3,91 Tagen. Im Bereich Psyche steigen die Zahlen schon seit Jahren, „der Trend wird sich fortsetzen“, schätzt Heiner Beckmann, Landesgeschäftsführer der Barmer in NRW. Mehr noch: „Wir mutmaßen, dass die Zahlen höher sein müssten, womöglich haben einige den Arztbesuch wegen der Corona Krise gescheut.“

Bei den psychischen Erkrankungen liegt Mönchengladbach mit 5,03 Arbeitsunfähigkeitstagen je Versichertem in NRW sogar weit über dem Landesdurchschnitt. Im Bereich der Erkrankungen des Muskel-/Skelett-Systems gab es in Mönchengladbach 4,25 AU-Tage zu verzeichnen. Für Marcel Küsters, Geschäftsführer der Barmer in Mönchengladbach, sind diese Zahlen Anlass, vor Ort ein starker Ansprechpartner in Sachen Prävention und Gesundheitsförderung zu bleiben. „Ein Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) sollte ein wichtiges Instrument in den Unternehmen sein, um die Gesundheit von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern zu verbessen bzw. zu erhalten.“ Hier stehe die Barmer in engem Austausch zum Beispiel mit allen Krankenhäusern der Stadt, der Hochschule Niederrhein oder aber auch der Sozial-Holding.

Im Corona-Jahr 2020 lag der Krankenstand in NRW bei 4,93 %, das ist ein leichter Rückgang um 0,39 % gegenüber 2019. Die Fehlzeiten bzw. AU-Tage lagen landesweit bei 18,01 je Versicherten. Die Diagnose Covid 19 spielte allerdings im Vergleich zu anderen Krankheiten bei den Arbeitsunfähigkeitsdaten eine eher untergeordnete Rolle. Von coronabedingten Ausfällen am stärksten betroffen waren die Branchen Kranken- und Altenpflege (0,165 %), Kinderbetreuung und -erziehung (0,16 %) und Physio- und Ergotherapie (0,142 %).

Interessante Zahlen für den Barmer-Gesundheitsreport lieferte erstmals der Berufsatlas, der Arbeitsunfähigkeitsdaten aus dem Jahr 2020 von Mitarbeitenden aus 26 Branchen miteinander verglichen hat. Demnach sind in NRW Beschäftigte aus Branchen der sogenannten Lieferkette weitaus länger arbeitsunfähig als Mitarbeitende anderer Branchen. Mitarbeitende von Post- und Zustelldiensten sind im Schnitt 32,42 Tage pro Jahr krankgeschrieben – dieser Wert liegt knapp 80 Prozent über dem branchenübergreifenden NRW-Index von 18,01. Weitere Bereiche der Lieferkette, in denen die Beschäftigten gesundheitlich stark belastet sind: Fahrzeugführung Straßenverkehr (30,07 AU-Tage), Verkauf Lebensmittel (26,53) und Lagerwirtschaft (25,72).

  • Das Mönchengladbacher Netzwerk Frühe Hilfen bietet
    Frühe Hilfen für Familien in Mönchengladbach: Unterstützung von Beginn an : Familien mit Rat und Tat zur Seite stehen
  • Das „Tatmittel Messer“ ist 2023 in
    Zahl nicht-deutscher Tatverdächtiger auffallend gestiegen : In Gladbach geht der Trend zur Kriminalität
  • Freuen sich über eine weitgehend positive
    Polizei Mönchengladbach stellt Verkehrsunfallbilanz für 2023 vor : Mehr Unfälle, aber weniger schwere

„Bei den AU-Daten der Beschäftigten von Post- und Zustelldiensten ist auch auffällig, dass sie weitaus länger wegen einer psychischen Erkrankung arbeitsunfähig sind als Mitarbeitende anderer Branchen“, ergänzt Heiner Beckmann. So seien Beschäftige der Zustellbranche im Schnitt 5,73 Tage pro Jahr wegen einer psychischen Erkrankung arbeitsunfähig – der branchenübergreifende Wert liege in NRW bei 3,91. Die körperlich hohe Belastung zeigt sich im Bereich der Zusteller auch bei den Muskel-Skelett-Erkrankungen. Die Mitarbeiter*innen sind im Schnitt 10,92 Tage wegen Rückenproblemen und anderen Erkrankungen arbeitsunfähig – dieser Wert liegt rund 170 Prozent über der NRW-Zahl von 3,99.

Ebenfalls gesundheitlich stark belastet sind Beschäftigte in der Alten- und Krankenpflege. Sie fielen im Schnitt 31,39 Tage pro Jahr aus, bei Krankenpflegerinnen und -pflegern sind es 28,43 Tage. Schon im Pflegereport 2020 habe die Barmer nachgewiesen, dass NRW-weit jährlich etwa 5 700 Pflegekräfte wegen Arbeitsunfähigkeit und Frührente fehlen – bundesweit seien es rund 26 000.

Aber auch Erzieherinnen und Erzieher haben weitaus mehr gesundheitliche Probleme haben als Mitarbeitende in anderen Berufen. Beschäftige in der Kinderbetreuung und -erziehung sind 2020 laut Report im Schnitt 26,24 Tage krankgeschrieben gewesen. „Auch hier ist ein psychischer Druck erkennbar“, sagt der Barmer-Landeschef. Erzieherinnen und Erzieher lägen bei den psychischen Erkrankungen mit 6,62 AU-Tagen sogar knapp über dem Wert in der Krankenpflege (6,30). „In dieser Auswertung sprechen wir über Zahlen von 2020. das Problem in Kitas und anderen Einrichtungen dürfte in 2021 noch größer geworden sind“, vermutet Beckmann.

Im Rahmen des Gesundheitsreports hat das Barmer Institut für Gesundheitsforschung (bifg) die Daten von rund 3,8 Millionen erwerbstätigen Versicherten in Deutschland ausgewertet. In NRW handelt es sich um rund 933 000 Sozialversicherungsbeschäftigte, die bei der Barmer versichert sind. Dies entspricht etwa 13 Prozent der rund sieben Millionen Erwerbstätigen in NRW.