1. Mönchengladbach

CDU-Landtagsabgeordnete Odermatt und Klenner im Interview

Vanessa Odermatt und Jochen Klenner im Gespräch : „Kümmern im Kleinen ist wichtig“

Themen gibt es viele, Anlässe auch: Zum Gespräch „über dies und das“ trafen sich die Extra-Tipp-Redakteurinnen Petra Käding und Sandra Geller in Düsseldorf mit den beiden Mönchengladbacher CDU-Landtagsabgeordneten Vanessa Odermatt und Jochen Klenner.

Vanessa Odermatt blickt auf ihr erstes Jahr als Landtagsabgeordnete zurück, Jochen Klenner ist bereits ein „alter Hase“ auf der politischen Bühne in Düsseldorf. Er gehört dem Landtag seit 2017 an. Die beiden CDU’ler nutzen ein gemeinsames Büro. Auf dem Sofa thront „Jünter“, das Maskottchen von Borussia Mönchengladbach, an der Wand hängt eine Candy Bar, die Jochen Klenner gemeinsam mit seiner Tochter aus einer Werkzeugkiste gebastelt hat. „Die ist total beliebt und wird gerne von den Kolleginnen und Kollegen genutzt“, sagt Klenner schmunzelnd. Kontakte aufbauen und pflegen, so lässt sich das Angenehme durchaus mit dem Nützlichen verbinden.

Im Landtag

Zum 1. Juni 2022 hat Vanessa Odermatt ihren Schreibtisch im Finanzministerium mit dem im Landtag getauscht. Der Einstieg sei ihr dabei nicht allzu schwer gefallen: „In manchen Bereichen war es für mich leichter, weil ich viele Themen und deren Hintergründe schon kannte“, erinnert sich die Wickratherin. So beschäftigt sie sich zum Beispiel im Kommunalausschuss auch mit den Kommunalfinanzen, „ein Thema, welches ich schon unter dem damaligen NRW-Finanzminster Lutz Lienenkämper mitbegleiten durfte.“

Wo ist der Unterschied zwischen der Abgeordneten und der Finanzbeamtin, fragen wir Vanessa Odermatt. Im Ministerium erfolge eher die inhaltliche Arbeit sagt sie. „Das Ministerium schreibt mit den jeweiligen Fachleuten den Gesetzestext. Man bekommt das Ziel vorgegeben und sucht den Weg, wie sich dieses Ziel umsetzen lässt. Jetzt stehe ich selber auf der Seite, die politisch entscheidet, bzw. das Ziel vorgibt.“

Mobilität und Verkehr

„Wir als CDU dürfen nicht den Fehler machen, das Auto gegen das Fahrrad auszuspielen, sondern sollten Themen wie Sicherheit und Teilhabe in den Mittelpunkt stellen“, betont Jochen Klenner. Mobilität sei kein Selbstzweck, sondern eine Notwendigkeit. Kritik an der CDU, sie wolle das Fahrrad nicht stärken, lasse er nicht gelten. Gerade in den ländlichen Bereichen sei es aber völlig abwegig zu glauben, dass die Menschen dort ihr Auto abschaffen würden. Er wünsche sich klar formulierte Prioritäten: „Wenn Fahrradwege ausgebaut werden, um für mehr Sicherheit zu sorgen, dann aber auch richtig.“ Die in Mönchengladbach geplanten Fahrradschutzstreifen seien „halbe Sachen“.

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Odermatt und Klenner wollen Fahrradwege stärken, die wichtige Achsen im Stadtgebiet seien, wie zum Beispiel die Strecke in Richtung Borussia-Park, wo ein neuer Radschnellweg, finanziert aus Landesmitteln, entstehe. „Wenn wir es so schaffen, dass 2000 Menschen mehr mit dem Fahrrad zu den Spielen der Borussia anreisen, dann ist das für uns eine gute Sache“, betonen die beiden Landtagsabgeordneten. Radwege, wie zum Beispiel die Blaue Route, die noch nicht einmal die beiden Bahnhöfe in Mönchengladbach und Rheydt miteinander verbinden würde, seien nicht zielführend. „Dinge, die puzzlemäßig nur Stückwerk sind, finden keine Akzeptanz bei den Bürgerinnen und Bürgern.“

Öffentliche Sicherheit

Viele Menschen in Mönchengladbach fühlen sich in ihrer Stadt nicht mehr sicher, „ein Thema, dass wir immer wieder an unseren Infoständen in den Zentren hören“, sagen die beiden Abgeordneten. Politik könne nicht nur nach Zahlen und Statistiken gehen, sie müsse auch auf die Gefühle der Menschen hören. „In dem Moment, wo die Bevölkerung etwas subjektiv empfindet, habe ich als Politikerin die Aufgabe, mich darum zu kümmern, warum das so ist“, betont Odermatt. Die Bürgerinnen und Bürger hätten ein Recht rauf, sich an zentralen Punkten in der Stadt sicher zu fühlen, dafür müsse man die Probleme auch klar beim Namen nennen. Mehr Polizeipräsenz auf den Straßen, Videoüberwachung und die Einrichtung von Waffenverbotszonen seien aus Sicht der CDU sinnvolle Instrumente, um das Sicherheitsempfinden der Bürgerinnen und Bürger zu erhöhen bzw. um Straftaten aufzuklären.

Kommunalpolitik

„Wir müssen überzeugen, dass wir es besser machen als die Ampel“, eine durchaus „herausforderne Rolle“, wie es Klenner bezeichnete. Nur mit Schadenfreude lasse sich keine Wahl gewinnen. Er sei fest davon überzeugt, dass es von den Menschen honoriert werde, „wenn wir über Parteigrenzen hinweg zusammenarbeiten und versuchen, die Probleme in der Stadt zu lösen. Die CDU als stärkste Fraktion im Stadtrat müsse Verantwortung übernehmen. „Wir können als Partei nicht nur pauschal gegen etwas sein, sondern müssen konstrruktive Vorschläge machen, wie man es besser machen kann“, so Klenner.

Die Stärke der CDU sei ihre Verwurzelung in den einzelnen Stadttteilen. „Die Bürgerinnen und Bürger kennen ihre Ratsfrau bzw. ihren Ratsherrn, sie wissen, wie sie uns erreichen können“, betont Odermatt. Das Kümmern im Kleinen sei sehr wichtig, so könne man auch Vertrauen zurückgewinnen.

Beide CDU-Landtagsabgeordneten teilen das Gefühl, dass die aktuellen Themen der Politik nicht die Themen der Bürgerinnen und Bürger seien. „Wir dürfen keine elitären Debatten führen und die Menschen überfordern, dann schalten sie komplett ab“, glaubt Odermatt. Gleichzeitig fordert sie mehr Ehrlichkeit in politischen Diskussionen und den Mut, auch unangenehme Themen ansprechen.

Nach dem „Patt“ bei der Wahl zum Mönchengladbacher CDU-Fraktionsvorstand will die Parteispitze vermitteln: „Wir müssen kritische Stimmen ernst nehmen, ansprechen was besser werden kann aber auch respektieren und wertschätzen, was bereits gut gelaufen ist. Die Fraktion muss als starke Gemeinschaft und als Team auftreten – die Bürger interessieren keine Namen, Posten oder Vorstandsfunktionen, sondern Engagement vor Ort, Kümmern und der Einsatz jedes Einzelnen.“

Politische Zukunft

Die Wählerinnen und Wähler haben es in der Hand, aber Vanessa Odermatt möchte ihre politische Arbeit im Landtag fortsetzen. „Ich möchte mich noch besser in bestimmte Themen einarbeiten, mir mehr Kontakte innerhalb und außerhalb meiner eigenen Fraktion aufbauen, um etwas für Mönchengladbach bewirken zu können.“

Auch von Jochen Klenner gibt es – erst einmal – ein klares Bekenntnis zum Posten des Landtagsabgeordneten: „Politik macht immer dann Spaß, wenn man sich kennt und versucht, die Dinge gemeinsam zu regeln. Der Landtag bietet eine schöne Mischung, Dinge konkret vor Ort bewirken zu können, aber auch mal über den Tellerrand hinauszuschauen. Mir macht das große Freude und ich fühle mich hier sehr wohl.“

Hinsichtlich der Kommunalwahl 2025 werde man in der CDU schauen, wer als Kandidat bzw. als Kandidatin für das Amt des Oberbürgermeisters bzw. der Oberbürgermeisterin kandidieren wolle und könne. Mit der Doppelfunktion Stadtdirektor und Oberbürgermeister in einer Person liege die Messlatte sehr hoch, „solche Personen zu finden, ist gar nicht so einfach“, sagt Klenner, der gleichzeitig auch Kreisvorsitzender der CDU in Mönchengladbach ist.