Ist hier keiner zuständig?

Ist hier keiner zuständig?

Die saubere Stadt liegt Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners besonders am Herzen, das betont er immer wieder. Und immer wieder werden die Bürger zur Mitarbeit an dem Vorhaben aufgefordert. Doch wo sollen die sich eigentlich melden, wenn sie Müll finden?

Die saubere Stadt liegt Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners besonders am Herzen, das betont er immer wieder. Und immer wieder werden die Bürger zur Mitarbeit an dem Vorhaben aufgefordert. Doch wo sollen die sich eigentlich melden, wenn sie Müll finden?

Der Rheydter Detlef Poullie sitzt oft am Schreibtisch und von dort hat er einen ungehinderten Ausblick auf den Spielplatz Heppendorfstraße. Dort konnte er am Jahresanfang live erleben, wie Mitbürger ungeniert ihren Hausmüll tütenweise in den Papierkorb neben der Parkbank entsorgt haben. Meistens unmittelbar, nachdem die GEM-Mitarbeiter dort geleert hatten. Nachdem er das „Spielchen“ fünf Wochen lang beobachtet hatte, platzte dem Rheydter der Kragen. „Eine Dreistigkeit ohne Ende“, ärgerte er sich. Poullie beschloss, als verantwortungsvoller Bürger bei der Stadt einen Hinweis zu geben, ganz so, wie sich der Oberbürgermeister, der die Sauberkeit der Stadt zu einem seiner dringlichsten Themen gemacht hat, es sich immer wieder wünscht.

Detlef Poullie rief bei der Hotline der GEM an und erfuhr, dass nicht sie zuständig sei, sondern die Stadt. Vom Ordnungsamt erfuhr er, dass es nur handeln könne, wenn er vorbei käme und den Vorgang „anzeigen“ würde. Ansonsten müsse die GEM kontaktiert werden. Poullie rief wieder die GEM an, dieses Mal die „Behälterverwaltung“. Auch dort fühlte sich niemand zuständig. Um es kurz zu machen: nach acht bis neun Anrufen fand Detlef Poullie beim Ordnungsamt eine engagierte Mitarbeiterin, die sich trotz Nichtzuständigkeit der Sache annahm. „Das muss doch möglich sein, dass da einer in einer vernünftigen Zeitspanne reagiert“, findet Poullie, der inzwischen die Lust verloren hat, nochmal irgendwo anzurufen, obwohl es da noch ein Thema gäbe, das ihm auf den Nägeln brennt: Viele Hausbesitzer, hat er gesehen, würden ihre früher im Dach verbauten Asbestplatten nach dem Ausbau einfach als „Verstärkung“ in ihre Hecken und Zäune flechten. „Das ist saugefährlich“, weiß Poullie, der vermutet, dass die Leute das nicht wissen. Asbest dürfe nur von Fachfirmen entsorgt werden und loser Asbest, der Wind und Regen ausgesetzt sei, sei extrem gesundheitsschädlich. „Asbest als Baustoff zu verwenden, ist seit 1993 verboten“, hat Poullie sich kundig gemacht. Die Europäische Kommission spreche derzeit von 8 000 vorzeitigen Todesfällen durch Asbest pro Jahr in der EU. Anrufen will Poullie deswegen aber nirgends mehr...

(Report Anzeigenblatt)