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Essstörung: Frauenberatungsstelle Neuss bietet Elterncoaching

Angebot für Eltern : „Eine Essstörung ist ein Signal“

Wenn die Tochter oder der Sohn unter einer Essstörung leidet, gerät das Familienleben aus den Fugen. Eltern haben viele Fragen, mit denen sie oft alleine bleiben. Die Frauenberatungsstelle Neuss bietet ab Ende Januar in Meerbusch ein Elterncoaching an, das Unterstützung im Umgang mit der Erkrankung gibt.

Fleur König von der Frauenberatungsstelle Neuss skizziert das Konzept: „Wir geben Eltern von betroffenen Kindern und Jugendlichen einen Ort, an dem sie sich austauschen können und Hilfestellung finden“, sagt die Dipl.-Sozialpädagogin und systemische Fachberaterin für Essstörungen. Sie leitet das Elterncoaching gemeinsam mit Maria Peeters, Dipl.-Pädagogin, systemische Familientherapeutin und Fachtherapeutin für Essstörungen.

„In unserem Gesundheitssystem fallen die Eltern hinten rüber“, erklärt Fleur König, „die Kinder stehen im Fokus, aber für die Eltern gibt es keinen Raum.“ Doch auch die Angehörigen benötigen Hilfe, denn das Zusammenleben mit einem essgestörten Kind belastet die ganze Familie: Essen, Gewicht und Figur stehen im Fokus und sind Auslöser für Konflikte. In der Elterngruppe können sich betroffene Mütter und Väter über ihre Situation austauschen, was an sich schon eine enorme Erleichterung ist. Ziel ist es, Sicherheit im Umgang mit der Erkrankung zu gewinnen, eine unterstützende Grundhaltung zu erarbeiten und Lösungswege zu entwickeln.

Dabei gilt es zu verstehen, was eine Essstörung eigentlich ist, die sich im Wesentlichen in den Krankheitsbildern Anorexie (Magersucht), Bulimie (Ess-Brech-Sucht) und Binge-Eating (Essanfälle ohne gewichtsregulierende Maßnahmen) manifestiert. Häufig treten Mischformen auf. „Eine Essstörung ist ein Signal nach außen“, sagt Maria Peeters, „der Versuch, für irgendetwas eine Lösung zu finden.“ Die Therapie der Erkrankung umfasst medizinische, psychologische und pädagogische Betreuung, konzentriert sich in der Regel jedoch auf die Patienten. Die Familienangehörigen bleiben außen vor. Hier setzt das Elterncoaching an.

Entwickelt wurde das Programm mit dem Titel „Was zählt?!“ von der Düsseldorfer Werkstatt Lebenshunger, die das Coaching bereits seit einigen Jahren in Kooperation mit der Fachambulanz der CaritasSozialdienste Rhein-Kreis Neuss in Neuss ausrichtet. In Zusammenarbeit mit der Frauenberatungsstelle findet es nun nach einjähriger Pause zum zweiten Mal in Meerbusch statt. Die Caritas Krefeld stellt dafür die Räumlichkeiten in der Tagespflege Franziskus in Strümp unentgeltlich zur Verfügung – übrigens auch gerne für andere Treffen, wie Einrichtungsleiter Ralf Omsels betont.

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Das Elterncoaching startet Ende Januar und besteht aus insgesamt fünf Modulen à zwei Stunden. Inhaltlich geht es um eine „Musterunterbrechung“. In den Familien liege der Fokus meist auf dem Essen: Was isst mein Kind, wann isst es, was wiegt es? Besser als die Symptome zum Dauerthema zu machen, ist es, die Ursachen der Erkrankung zu ergründen und mit dem Kind auf einer anderen Ebene in Kontakt zu kommen. „Die Eltern sehen wieder: Mein Kind ist nicht nur eine Essstörung“, so Fleur König.

„Unser Schwerpunkt ist nicht die Störung an sich, sondern die Kompetenzen in der Familie zu stärken“, sagt Maria Peeters. Den Eltern werde vermittelt, gelassen zu bleiben und sich nicht ständig von den Kindern animieren zu lassen, über die Essstörung zu sprechen. Es brauche einen Unterschied. Daher gehe man in dem Programm immer wieder auf die gesunde Seite zurück, um einen anderen Blickwinkel zu eröffnen. Davon profitierten beide Seiten: „Wenn die Eltern beruhigt sind, entlastet das auch die Kinder. Dann ist auch Raum für die gesunde Seite da.“