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Kreispolizeibehörde in Neuss informiert zum Thema Betrug

Polizeibeamte warnen vor Betrügern : „Übergriffig und schamlos“

Auflegen und die Polizei informieren ist die einzig richtige Reaktion auf Trickbetrüger am Telefon. Viele Menschen wissen das und werden im Ernstfall dennoch zum Opfer. Drei Beamte der Kreispolizeibehörde in Neuss erklären, woran das liegt und was man dagegen tun kann.

Die Masche variiert, das Ziel ist immer das gleiche: Kriminelle täuschen am Telefon eine Notlage vor, um Geld und Wertgegenstände zu erbeuten. Der Klassiker ist der Enkeltrick, andere Täter geben sich als Polizisten, Staatsanwälte, Ärzte, Bank- oder Stadtwerkemitarbeiter aus. Gemeinsam ist allen Betrugsversuchen, dass sie beim Opfer eine Schockreaktion und enormen psychischen Druck erzeugen.

„Dahinter steckt eine ausgeklügelte Logistik von gewerbsmäßig organisierten Banden“, sagt ein Kriminalbeamter der Kreispolizeibehörde Rhein-Kreis Neuss, dessen Name aus ermittlungstaktischen Gründen nicht genannt werden darf. In der Regel agieren die Täter aus dem Ausland. „Die Anrufe erfolgen aus Callcentern etwa in Polen oder der Türkei“, berichtet Claudia Suthor, Erste Polizeihauptkommissarin und Leiterin der Pressestelle. Vor Ort in Deutschland arbeiten die „Abholer“: Sie stehen in engem Austausch mit den Hintermännern und haben den Auftrag, sich von den Opfern das Geld aushändigen zu lassen.

Im ersten Halbjahr 2020 erfasste die Polizei im Rhein-Kreis Neuss insgesamt 25 Straftaten zum Nachteil älterer Menschen, davon neun Versuche und 16 vollendete Delikte. 31 Taten (vier Versuche, 27 vollendete Delikte) waren es im Vergleichszeitraum 2021; für die erste Hälfte des laufenden Jahres sei eine leichte Steigerung der Zahlen zu verzeichnen.

Stets zu berücksichtigen ist die hohe Dunkelziffer: Manche Betroffene erstatten aus Scham keine Anzeige, andere wittern rechtzeitig die Täuschung und legen einfach auf. Die Aufklärungsquote für die genannten Halbjahreszeiträume lag bei 16 Prozent (2020) beziehungsweise 12,9 Prozent (2021).

Man müsse sich das Geschäft in den Callcentern als Massenbetrieb vorstellen, sagt Kriminalhauptkommissar und Opferschutzbeauftragter Christoph Kaiser. „Da werden täglich Hunderte von Anrufen getätigt. Ist nur einer erfolgreich, bei dem vielleicht 20 000 Euro erbeutet werden, hat sich der Tag schon gelohnt.“

Die Polizei setzt vor allem auf Präventionsarbeit, wozu unter anderem die Zusammenarbeit mit den Geldinstituten gehört. In Kooperation mit der Sparkasse Neuss wurde die Broschüre „Klüger gegen Betrüger“ herausgegeben; Bankmitarbeiter sind wachsam, wenn jemand ungewöhnlich hohe Summen abheben will.

Auch das Radio wird eingebunden: Häufen sich Meldungen von Bürgern über Betrugsversuche in bestimmten Vierteln bei der Polizei, informiert diese den Lokalfunk, der eine entsprechende Meldung publik macht. „Das klappt sehr gut“, so Claudia Suthor.

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Kriminalhauptkommissar Christoph Kaiser sagt, viele Menschen wüssten zwar, dass der Enkeltrick eine Betrugsmasche sei. Ändere sich jedoch das Muster – etwa die 110 im Display –, seien sie verunsichert und reagierten panisch und kopflos. Diese Überforderung nutzen die Betrüger aus. „Die Täter treiben ihre Opfer in eine emotionale Sackgasse, sehr perfide, übergriffig, dreist und schamlos.“

Eine beliebte Falle sind Kautionsforderungen – angeblich hat der Sohn/die Tochter einen Unfall verschuldet und kann einzig durch Hinterlegung eines hohen Geldbetrags vor der Untersuchungshaft bewahrt werden.

„Man muss sich bewusst sein, dass es das in der Realität nicht geben kann“, betont Kaiser. „So läuft das in Deutschland nicht, hier existiert kein Kautionssystem.“ Und niemals erscheine bei einem Anruf der Polizei die 110 im Telefondisplay: „Nur der Bürger wählt die 110 in Richtung Polizei.“

Kaiser weiß aber auch, warum es oft schwerfällt, die Anrufer abzuwimmeln oder einfach aufzulegen. Vor allem Senioren hätten damit ein Problem: „Da hat man den Menschen vor 80 Jahren beigebracht, immer höflich zu sein, und nun sollen sie plötzlich unfreundlich reagieren.“

Der Opferschutzbeauftragte rät dazu, sich für den Fall der Fälle eine Strategie zurechtzulegen, möglichst zusammen mit den Angehörigen. „Halten Sie guten Kontakt zur Familie, treffen Sie Vereinbarungen, sprechen Sie mit Ihrer Bank und bewahren Sie keine Wertsachen zuhause auf.“ Jeder sollte verinnerlichen, dass Geldgeschäfte am Telefon ein absolutes Tabu sind. „Wildfremden Menschen auf der Straße würden Sie ja auch nicht Ihr Vermögen anvertrauen. Also tun Sie es auch nicht am Telefon.“