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Videokonferenz der Gesamtschule Hardt mit Jochen Klenner/Landtag

Schüler im Corona-Talk mit Jochen Klenner : Hallo, Politiker, fragt uns doch mal!

Seit einem Jahr dreht sich alles nur noch um das eine: Covid19. Lockdowns, Social Distancing und Homeoffice bestimmen das Leben. Und die Schule? Findet zuhause statt. Wie schwierig das ist, dazu werden Lehrer, Eltern, alle befragt – nur die Schüler nicht. Der Landtagsabgeordnete Jochen Klenner hat das jetzt nachgeholt, im kleinen Kreis: per Videokonferenz mit Schülern der Gesamtschule Hardt. Der Extra-Tipp hat sich zugeschaltet.

90 Minuten, also zwei Unterrichtstunden à 45 Minuten, haben sie das Wort: Oberstufen-Schüler der Gesamtschule Hardt. Rund 30 haben sich eingeloggt – weil sie der Politik, vertreten durch den Gladbacher Landtagsabgeordneten Jochen Klenner, etwas zu sagen haben. Schulleiterin Susanne Kölling und die Lehrer bleiben außen vor, und das ist auch gut so. „Wir haben nur den Impuls gegeben“, sagt Susanne Kölling, „es ist toll, dass die Schüler das so angenommen haben.“

Marie Sophie erklärt kurz die Spielregeln der Videokonferenz, dann stellt sich Jochen Klenner vor, nicht nur als Politiker, sondern auch als Vater zweier Kinder.

„Wie klappt es mit dem Distanzlernen?“, fragt er zum Start in die Runde. Durchwachsen, wie sich herausstellt. So bemängelt Robyn, dass sich „manche Lehrer mit dem Online-Unterricht nicht viel Mühe geben“ und man als Schüler nicht zu jeder Aufgabe eine Rückmeldung bekomme. Mia ist zwar froh, dass sie mit ihren Lehrern „Glück gehabt“ habe, betont aber, dass das Lernen zu Hause anders sei und man Selbstdisziplin haben müsse. „Man fühlt sich manchmal im Stich gelassen“, sagt auch Helia.

„Hängt das von den Fächern und Lehrern ab?“, hakt Klenner nach. Lara antwortet: „In manchen Fächern läuft ganz viel online, in anderen passiert nichts. Manche, insbesondere ältere Lehrer kommen mit den Programmen nicht zurecht und verteilen dann schlechte Kopien, auf denen man nichts lesen kann.“

„Mathe“, führt Fenja als Beispiel an, „kann ich mir schwer selbst durch Lesen beibringen.“ Auch Alexa findet es „schwierig, wenn man die Lehrer nicht direkt fragen kann“, spricht aber noch ein weiteres Problem an: „Ich mache mir zu viel Druck, gehe schon gar nicht mehr raus.“

Das Problem kennt auch Lara. „Hier überschätzt man uns Schüler, glaube ich. Das zu organisieren und auch Pausen einzuplanen – Erwachsene haben das mit der Disziplin drauf, wir noch nicht.“ Matthias dagegen sieht genau darin eine wichtige Erfahrung, die man auch fürs Studium brauche. „Das haben wir jetzt schon gelernt!“, sagt er. „Man muss auch die positiven Seiten sehen.“

Jochen Klenner räumt ein, dass es auch für Erwachsene eine Herausforderung gewesen sei, das Homeoffice organisiert und den Tag strukturiert zu bekommen. „Was vielen auch fehlt“, meint er, „ist, dass man sich untereinander austauscht, auch mal über den Chef herzieht…“

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„Social Distancing ist für uns alle schwer“, bestätigt Lara. Helias Einschätzung nach „wollen die meisten deshalb so schnell wie möglich zurück in die Schule“, aber sie sagt auch: „Wenn die Zahlen dann wieder steigen, bringt das nichts. Vielleicht sollten erst einmal nur die Abschlussklassen wieder kommen.“ Dafür wäre auch Sinan, der zugibt: „Ich habe Angst vor den Klausuren. Das selbst Beigebrachte ist nicht auf dem Niveau dessen, was man in der Schule lernt.“ Und Fabienne, die sich zwar „gut vorbereitet“ fühlt, fürchtet, möglicherweise „abgestempelt“ zu werden.

Marie Sophie greift das Stichwort auf: „Was unternimmt die Politik eigentlich, um den benachteiligten Schülern zu helfen?“, fragt sie Klenner. „Es wird Nachteile geben“, räumt der offen ein. „Wichtig ist, dass Abiturienten nicht ein Leben lang benachteiligt sind, zum Beispiel bei Bewerbungen gesagt wird: Corona-Jahrgang, nein, lieber nicht. Wir wollen alle in die Lage versetzen, ihre Prüfungen zu machen, und dabei abwägen, die Ansprüche vielleicht ein bisschen herunterschrauben, aber auch nicht zu viel.“

Klenner setzt wie viele darauf, dass die Zahlen wieder heruntergehen und dass geimpft wird. „Ich hab noch gar nicht gefragt, ob jeder ein Tablet hat“, fällt ihm plötzlich noch ein. Wobei die Politik natürlich am Thema vorbeirede, wenn sie nur über Technik spreche. „Wenn jeder ein Endgerät hat, heißt das nicht, dass alles läuft…“

„Unsere Schule ist in Sachen Digitalisierung gut aufgestellt“, erklärt Marie Sophie. Aber, wie Helia ergänzt: „In anderen Schulen sind die Probleme ganz andere. Die Politik müsste noch mit Schulen reden, wo Schüler aus anderen Bevölkerungsschichten vertreten sind. Das Digitalisierungsproblem ist da viel präsenter.“ Klingt nach Hausaufgaben für Jochen Klenner und seine Kollegen aus der Politik.