1. Mönchengladbach

Mit 51 Leih-Tablets können Senior*innen üben

Leih-Tablets für Senior*innen in Mönchengladbach : Dran bleiben mit Leih-Tablets

Digitale Medien haben unschätzbare Vorteile für Menschen, die nicht oder eingeschränkt mobil sind, weit weg von ihren Angehörigen leben oder viel alleine sind. Besonders älteren Leuten ermöglichen sie mehr Teilhabe am gesellschaftlichen Leben – wäre da nicht bei vielen die Scheu, vor der unbekannten Technik. Der Fachbereich Altenhilfe hat jetzt 13 über das Stadtgebiet verteilten Begegnungsstätten per Leihvertrag insgesamt 51 Tablets zur Verfügung gestellt.

Biggi Diederichs, 71, weiß was ein Zoom-Meeting ist und hat damit auch schon ein virtuelles Treffen mit ihren Enkelkindern gehabt. „Meine Enkel haben mir erklärt, wie das geht“, sagt sie und sie möchte noch viel mehr darüber lernen, was mit digitalen Medien alles möglich ist. Biggi Diederichs ist eine von 51 Seniorinnen und Senioren, die dieser Tage ein Leih-Tablet für ein Jahr bekommen haben. Möglich gemacht hat das eine Erbschaft, die die Stadt gemacht hat, gebunden an ein soziales Projekt. „Manchmal vererben uns Bürger Geld, mit dem wir Projekte angehen können, die wir uns sonst nicht leisten könnten“, sagt Sozialdezernentin Dörte Schall, die auch privat in den letzten zwei Jahren erfahren hat, wie sinnvoll es ist, wenn Senioren zum Beispiel mit Video-Telefonie vertraut sind. „Wenn Corona nicht gewesen wäre, hätten meine Schwiegereltern sich wahrscheinlich nicht damit beschäftigt“, sagt sie, aber so hätten sie trotz Lockdown kein Problem gehabt, regelmäßig die Enkel zu sehen – auf dem Bildschirm zwar, aber besser, als gar nicht.Wie die Tablets in den Begegnungsstätten ankommen und praktisch genutzt werden, hat sich Dörte Schall gemeinsam mit Stephan Küppers vom Fachbereich Altenhilfe in der AWO-Begegnungsstätte Neuwerk angeschaut. 13 der flachen Computer sind an Begegnungsstätten der AWO gegangen. „Die digitale Welt darf und muss nicht vor Senioren Halt machen“, so Norbert Bude, Vorsitzender des AWO-Präsidiums, auch ältere Menschen hätten Lust sich auf Neues einzulassen. Die digitale Welt werde die reale nicht ersetzen, aber ergänzen, sagt er.Bei der AWO war man schon vorher auf „Computer-Kurs“. Die Mitarbeiter*innen, die Essen auf Rädern liefern, hatten schon im ersten Lockdown Menschen mit sehr wenigen sozialen Kontakten Zoom-Meeting gezeigt.  „Irgendwann waren unsere alten iPads aber nicht mehr updatebar“, sagt AWO Geschäftsführer Thomas Teltscher. Da sei die Tablet-Leih-Idee gerade recht gekommen. Bei der AWO möchte man zunächst agilere Senioren mit den Tablets vertraut machen. Ehrenamtler Markus Ruhm übt mit ihnen Online-Banking, Apps installieren, Video-Telefonie, Einkauf im Internet, online Termine beim Arzt buchen,  Mails verschicken und was sonst noch so interessiert. Er hilft ihnen auch, die Tablets individuell nach ihren Bedürfnissen einzurichten. So vorbereitet sollen die Senior*innen dann als Multiplikator*innen anderen die Angst vor der neuen Technik nehmen.Für Lutz-Dieter Mertens, 79, ist das Thema kein Neuland. Schon vor fünf Jahren hatte er bei der AWO Begegnungsstätte in Giesenkirchen mit zusammengebettelten PCs einen Computerkurs auf die Beine gestellt. Schon damals waren viele ältere Menschen interessiert. Immerhin 14 Leute waren mit Tablets, Smartphones und Laptops angerückt, um Fragen zu stellen. „Ich schalte das Tablet schon morgens ein, um die Nachrichten zu sehen“, sagt er. „Wir hoffen, dass sich durch die Tablets ein tolles Zusatzprogramm in der Seniorenbildung ergibt“, sagt Thomas Teltscher.