1. Mönchengladbach

Senioren der AWO/DRK-Begegnungsstätte in Sorge

Radwege statt Parkplätzen vor Senioren-Begegnungsstätte : Und was ist mit Inklusion?

Auch in Wickrath soll im Rahmen des „Masterplans Nahmoblität“ das Radverkehrsnetz ausgebaut werden. Nach der aktuellen Planung würden im Bereich Gelderner, Hochstaden-, Poststraße und Rossweide „Schutzstreifen“ markiert und dadurch viele Parkplätze wegfallen. Wer dabei auf der Strecke bleibt, sind die Besucher und Besucherinnen der AWO/DRK Begegnungsstätte, Rossweide 10.

Auf den Parkplatz, der zur Begegnungsstätte gehört, passen nur ein paar Autos. Wenn zu Veranstaltungen wie dem Seniorenfrühstück am Donnerstag bis zu 50 Besucher und Besucherinnen kommen, wird’s eng. Zurzeit können die motorisierten Senioren oder ihre „Chauffeure“ notfalls noch halb auf dem Bürgersteig parken. Das ist zwar offiziell nicht erlaubt, blieb aber bislang ohne Folgen. Doch was, wenn auf der Rossweide demnächst Fahrradstreifen markiert werden und die ohnehin wenigen Parkgelegenheiten auch noch wegfallen?

Gabriele Broicher vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) und Nicole Witges von der Arbeiterwohlfahrt (AWO), die die Begegnungsstätte leiten, sind besorgt. Nach dramatisch gesunkenen Zahlen in der Coronazeit stabilisiert sich die Zahl der Besucher gerade wieder. Rund 10 000 Besucher sind es im Jahr, überschlägt Gabriele Broicher, und die kämen nicht nur aus Wickrath, sondern auch aus Rheydt, Wegberg, Jüchen, Rheindahlen, Giesenkirchen... Aber: Ob zum gemeinsamen Frühstück, Gedächtnistraining, Skat- oder Rommé-Nachmittag – die meisten kommen mit dem Auto. Weil es nicht anders geht. „Gut zu Fuß“ ist hier nämlich keiner mehr, Radfahren ist schon wegen der Sturzgefahr keine Option, viele sind auf Hilfe, Rollator oder Rollstuhl angewiesen. Und: Für nicht wenige Senioren ist die Begegnungsstätte das Einzige, was sie noch haben, „etwas, auf das sie sich die ganze Woche freuen“, wie Nicole Witges betont.

So kommt Marianne Schumacher (83) zum Frühstücken und Erzählen, „damit ich unter Leute komme“. Auch für Renate Goergesmanns (84) ist die Begegnungsstätte wichtig, erst recht, seitdem ihr Mann gestorben ist. „Ich komme dienstags immer zum Handarbeiten und zu allen Festen.“ Monika Woitkowitz (79) fährt (mit Unterstützung ihres Mannes) und begleitet Katharina Adams (90) aus Wickrathberg, die sagt: „Wo soll ich denn hin, ich sehe ja kaum noch etwas und kann nicht weit laufen!“ Ilse-Maria Monßen (79) kommt jetzt schon immer eine halbe Stunde früher, damit sie einen Parkplatz bekommt, und ist sich mit Lucia Weishar (80) aus Pongs einig: „Wenn das Parken noch schwieriger wird, kann ich nicht mehr hierhinkommen!“ Taxifahren, da sind sich alle einig, ist zu teuer. Was bleibt, beschreibt Ilse-Maria Monßen so: „Zuhause sitzen und fernsehen.“

Nicht nur Monika Woitkowitz fragt also: „Wo sind die Alternativen?“ Die bei einer Bürgerinformationsveranstaltung der Stadt vorgeschlagene „Lösung“, den Parkplatz an der  Adolf-Kempken-Halle zu nutzen, ist keine. Viel zu weit, überhaupt nicht geeignet für Rollstuhl und Rollator, und auch für Stephanie Wintzen und ihren Hephata Rentnerclub, der immer donnerstags zum Frühstück vorbeischaut, keine Option. „Wir sind auf Parkplätze hier angewiesen“, erklärt sie. „Meine Leute sind nicht nur körperlich, sondern teilweise auch geistig eingeschränkt, das heißt, ich muss manchmal drei Leuten beim Aussteigen und Reingehen helfen und gleichzeitig aufpassen, dass keiner abhanden kommt.“

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Von der Planung der Stadt, die an den alten Menschen völlig vorbeigeht, sind alle enttäuscht. „Unseren Besuchern wird die Teilhabe genommen“, sagt Nicole Witges. Und Stephanie Wintzen bringt es auf den Punkt: „Wir sprechen hier von Inklusion – das hier ist ein Paradebeispiel dafür!“

Ob die Senioren der Begegnungsstätte noch erhört werden? Der politische Beschluss zur Planung wird voraussichtlich im November eingeholt.