Eine besondere Freundschaft

Die schönsten Geschichten schreibt immer noch das Leben, sagt man. Die bereits in der dritten Generation bestehende deutsch-französische Freundschaft zwischen den Familien Surroque aus dem Dorf Saint Laurent de Cerdans am Fuße der Pyrenäen, und der Familie Cox aus Nettetal-Dyck ist so eine.

1957 ächzte ein VW-Käfer die steiler werdenden Straßen zum Marktplatz des französischen Pyrenäendorfs Saint Laurent de Cerdans hinauf. Fünf Männer aus Nettetal und Umgebung waren per Zufall auf der Rückfahrt ihres Spanienurlaubs durch das gerade mal tausend Seelen große französische Dorf gefahren. Damals war ein Auto, und insbesondere ein VW-Käfer mit deutschem Nummernschild, noch eine Sensation und führte zu einem Menschenauflauf, zu dem sich auch der elfjährige Louis Surroque neugierig gesellte. Vielleicht lag es daran, dass einer der fünf deutschen Männer der Geistliche Willi Rang aus Breyell war, so dass die Begegnung des elfjährigen Franzosen mit den Deutschen etwas von einem Wunder annehmen musste, und weshalb Louis Surroque am Ende des Tages einen Schwur leistete, den er fünfzehn Jahre später mit seinem Vater Francois Surroque einlösen sollte.

Die Nachricht von den ungewöhnlichen, autofahrenden Deutschen verbreitete sich an jenem denkwürdigen Tag im Pyrenäendorf in Windeseile. Als sie bis zu Louis Vater durchgedrungen war, und dieser den Namen eines der weiteren Käfer-Insassen, Heinz-Berth Cox, erfuhr, traute er seinen Ohren nicht. Heinz-Berth Cox war der Sohn von Matthias Cox, bei dem Louis´ Vater als Kriegsgefangener, von 1940 bis kurz vor Kriegsende, in der Schmiede gearbeitet hatte.

Der junge Louis spürte damals, dass sein Vater sich bei der Familie Cox, trotz der Gefangenschaft, wie ein Familienmitglied gefühlt haben musste. Louis Surroque schwor sich an jenem Sommertag 1957, dass er seinen Vater Francois mit dem Schmied aus Nettetal-Dyck wieder zusammenführen werde.

Natürlich hatte sein Vater, während der Kriegsgefangenschaft, trotz des guten Verhältnisses zu Schmiedemeister Matthias Cox, versucht zu fliehen. Beim ersten gescheiterten Fluchtversuch wurde der Franzose von der Wehrmacht in Kempen zum Abtransport nach Russland festgehalten.

Weil ihr Mann sich in Dresden auf einer Schmiedeausstellung befand, machte sich Frau Cox zu Fuß mit Eiern und Speck auf den Weg nach Kempen und versicherte den Wehrmachtssoldaten, dass sie den Franzosen dringend wieder in ihrer Schmiede benötige. Ihr Plan ging auf. Beim zweiten gescheiterten Fluchtversuch, kurz vor Kriegsende, musste jedoch wieder der Zufall Pate stehen. Francois Surroque war erneut zum Abtransport nach Russland vorgesehen, doch der Transport verzögerte sich, und man verpasste den Zug, so dass der Franzose zum Mannesmann Werk in Düsseldorf deportiert wurde. Dadurch brach jedoch der Kontakt zur Familie Cox ab.

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"Es ist nur jenem Zufall zu verdanken, als mein Bruder Heinz-Berth Cox mit seinen Freunden, auf der Rückfahrt aus dem Urlaub, in Saint Laurent de Cerdans gehalten haben, dass der Kontakt wieder Zustande gekommen ist", berichtet Wilfried Cox, der 1975 mit seiner Frau das erste Mal nach Saint Laurent de Cerdans reiste.
Seither besuchten sich die Familien viele Male gegenseitig.


"Ich werde nie die Umarmung zwischen meinem Vater und Wilfrieds Vater Matthias vergessen, als ich mit meinem Vater und meiner Frau 1972 das erste Mal hier in Dyck angekommen bin", erinnert sich der mittlerweile pensionierte Lehrer, Louis Surroque.


"Mathias Cox und seine Frau waren wie Papa und Mama für meinen Vater, und auch ich habe diese Familie sofort in mein Herz geschlossen", sagt Louis Surroque in perfektem Deutsch. Der jetzt 73-jährige Franzose befindet sich mit seiner Frau Michele wieder zu Besuch bei Wilfried Cox und Edith Bartikowski. Die Familien Surroque und Cox haben ein bewegendes Stück deutsch-französischer Geschichte geschrieben.

(StadtSpiegel)