Wann startet der Wandel?

Wann startet der Wandel?

Der Weltklimagipfel in Bonn läuft, während nur 50 Kilometer weiter, ganz in unserer Nähe, Dörfer verschwinden und Menschen ihre Heimat verlieren, nur damit Ungetüme Braunkohle schürfen und Kraftwerke sie verstromen können.

"Seit Jahren spricht die Politik vom Strukturwandel", sagt Thomas Milika wütend, ein Mönchengladbacher Aktivist, "ich frage mich nur, wann startet der eigentlich mal?"

Ein Bekannter von Thomas Milika hat ihm von der Besetzung des Tagebaus Hambach am Wochenende erzählt, "das lief relativ vernünftig ab, von beiden Seiten, aber natürlich ist es bedauerlich, dass es Verletzte gab."

Dennoch sieht sich Thomas Milika nicht contra RWE, "die sind doch nur ein ausführendes Organ, die Verantwortlichen sitzen in Düsseldorf und Berlin." Die Politik müsse vorangehen, "schließlich haben wir das Know-How, um positiv Einfluss auf die Welt zu nehmen." Ein Einzelstaat kann seiner Meinung nach die Probleme nicht lösen, "aber vorangehen, das kann er." Wenn wir das nicht täten: "Im Ruhrgebiet sehen wir bis heute, was passiert, wenn der Strukturwandel verschlafen wird."

Thomas Milika (43) selbst schreckte auf, als er mitbekam, wie die Familie seines Patenkindes wegen des Braunkohle-Tagebaus umgesiedelt wurde. "Es ist für einen normalen Menschen schwer zu verstehen, wie es in einem demokratischen Land immer noch solch eine Zwangsmaßnahme geben kann." Seitdem hat sich Milika intensiv mit dem Weltklima befasst und auch selbst Konsequenzen gezogen.
Eine ist die, dass er gemeinsam mit Oliver Kanneberg jeden vierten Sonntag im Monat eine Führung durch die "verheizte Heimat" organisiert, "denn die Unwissenheit der Menschen - auch in Gladbach - ist eklatant."

Wenn um das Ende der Braunkohlenförderung gerungen wird, kommen stets die Arbeitsplätze ins Spiel. Der Klima-Schützer Thomas Milika sagt dazu im Gespräch mit dem Stadt Spiegel: "25000 Menschen leben von der Braunkohle, aber es gibt insgesamt 600000 Arbeitnehmer, warum kann man da keine Zukunftsperspektive schaffen?" Nordrhein-Westfalen hätte eine gute Forschungsszene, hervorragende Universitäten und gut ausgebildete Ingenieure.

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"Die Gegner von erneuerbaren Energien sagen: Ohne Sonne und Wind gäbe es keine Energie." Das stimmte, aber warum mache sich unser Bundesland nicht zum Vorreiter bei der Speichertechnologie? "Andere holen uns inzwischen ein oder überholen uns." Deutschland bräuchte wieder Visionäre, auch wenn deren Vorschläge vielleicht nicht alle gleich funktionierten. Die Erfolgsgeschichte vom E-Mobil der Post, die in Aachen begann, zeige die Zukunft auf.
Die Institutionen sollten nicht übereinander sprechen, sondern einen Runden Tisch organisieren. Und der einzelne Bürger? "Nach wie vor geht es darum, Geräte auszuschalten, wenn sie nicht benutzt werden."

Damit könne weniger Energie verbraucht, der Lebensstandard aber gehalten werden. Außerdem müsse die Bevölkerung sensibilisiert werden. Wer wisse schon, dass der kleine Fluss Köhm, aber auch die Niers, die Feuchtgebiete rund um Schwalmtal und das Wasser um Schloss Wickrath künstlich am Leben erhalten werden, "weil durch den Tagebau das natürliche Wasser schon lange abgesackt ist?"