Smombies sind unter uns

Smombies sind unter uns

Man begegnet ihnen im Aufzug, im Bus, auf der Straße, an der Supermarktkasse… Smombies — Menschen, die auf ihr Smartphone starren und nichts mitbekommen von dem, was um sie herum geschieht. Der Extra-Tipp auf Smombie-Spurensuche in Mönchengladbach...

Smombies sind überall. Bei Verkehrskontrollen fallen zwar vor allem Autofahrer und Radfahrer auf, die ihre Finger nicht vom Handy lassen können. Allein in Mönchengladbach wurden letztes Jahr rund 2 500 Verstöße gezählt, davon rund 200 Radfahrer, so Achim Hendrix, Leiter der Verkehrsinspektion 1 und zuständig für den Bereich Verkehrsunfall-Prävention und -Opferschutz. Doch es sind nicht nur die Autofahrer, die andere Verkehrsteilnehmer durch ihr Telefonieren, Surfen, Daddeln, WhatsAppen gefährden. Etwa jeder sechste Fußgänger läuft über die Straße, den Blick aufs Smartphone statt auf den Verkehr gerichtet, sagt die bundesweite Statistik.

Umso überraschender, dass die Gladbacher Polizei bislang noch keine entsprechende Entwicklung von Unfällen registriert hat, an denen Smombies beteiligt sind. Das wundert auch Hendrix. Er weiß, wie gefährlich Ablenkung im Straßenverkehr ist und klärt mit seinem sechsköpfigen Team regelmäßig in Gladbach auf. "Inzwischen zählt Ablenkung, insbesondere durch elektronische Geräte, meist Smartphones, zu den Hauptunfallursachen — von der Gefährlichkeit vergleichbar mit einem Alkoholpegel von über einem Promille!", sagt er.

Viele Smombies sind sich der Gefahr gar nicht bewusst, gerade weil schlimme Unfälle (noch) die Ausnahme sind. Eine mögliche Erklärung ist, dass sich Smombies langsam bewegen und die anderen Verkehrsteilnehmer rechtzeitig reagieren. Das hält auch Hendrix für plausibel, denn "Smombies treten verstärkt an Bushaltestellen, Bahnhöfen und ähnlichen Plätzen auf - und dort sind Autofahrer aufmerksamer unterwegs."


Doch wie steht es um das Gefahrenbewusstsein der Gladbacher? Wie halten sie es mit dem Smartphonegebrauch unterwegs? Unsere Redaktionspraktikantin Sina Behrend hat Passanten in der Innenstadt befragt und ist prompt auf einen Smombie gestoßen. Anna, 13, gibt zu: "Ich bin mal gegen eine Laterne gelaufen, als ich ein Spiel auf meinem Handy gespielt habe." Christian, 29, dagegen fühlt sich sicher: " Wenn ich beim Gehen am Handy bin, gucke ich alle paar Sekunden hoch", erklärt er. "Außerdem mache ich das nur, wenn ich gerade jemandem antworten muss." Einen schönen Ansatz in Sachen Prävention beschreibt eine Lehrerin, Miriam, 41: "Um meinen Schülern die Gefahr bewusst zu machen, lasse ich sie manchmal tippend durchs Klassenzimmer gehen, da gibt es immer Zusammenstöße."
Von einem schweren Zusammenstoß auf offener Straße weiß Achim Hendrix zu berichten. "Wir hatten in diesem Jahr schon einen Unfall hier in Mönchengladbach, bei dem ein Fußgänger durch sein Handy abgelenkt war und von einem Radfahrer erfasst wurde."

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Wie viele ernsthafte Smombie-Zusammenstöße insgesamt passieren, bleibt aber Spekulation. So kann Dr. Sebastian Bergrath, Chefarzt der zentralen Notaufnahme der Kliniken Maria Hilf, nicht von "direkt auf Smartphones zurückzuführenden Unfällen" berichten. Doch gebe es sicherlich eine Dunkelziffer. Die Patienten schämten sich aber, dies zu berichten.

(StadtSpiegel)