Kinderarmut: Wie helfen?

Kinderarmut hat vielfältige Ursachen und Erscheinungsformen. Um sie frühzeitig zu erkennen und Hilfe anbieten zu können, hat das Familienbüro der Stadt Nettetal eine Infobroschüre für Menschen herausgebracht, die hauptberuflich oder in ehrenamtlicher Funktion mit Kindern arbeiten.

Wenn nicht in der Kindheit und Jugendzeit, wann ist es dann wichtig dabei zu sein und mitmachen zu können? Ob im Sportverein, bei Schulausflügen oder bunten Aktionen in der Kindertagesstätte. Doch nicht alle Kinder und Jugendliche haben diese Möglichkeit; in einigen Familien lässt es die finanzielle Situation einfach nicht zu.

"Kinderarmut bedeutet immer auch Elternarmut. Man muss sich vor Augen führen, dass diese Kinder ein Leben unter Scham und vor allem Stress führen. Es ist ihnen oft unangenehm darüber zu sprechen", erklärt Heiko Brodermann, Sachgebietsleitung Familienbüro und Steuerung. Umso wichtiger sei es in der Arbeit mit Kindern genau hinzusehen, um Bedürfnisse zu erkennen und eventuelle Probleme zu lösen.

Aktuell leben in Nettetal 14,2 Prozent aller Kinder unter 15 Jahren dauerhaft am materiellen Existenzminimum (unter dem Median-einkommen). Das heißt 783 Kinder können im Vergleich zu anderen Kindern nur bedingt mitmachen. Auch wenn die Stadt Nettetal damit unter dem Landesdurchschnitt (20 Prozent) liegt, möchte sie für das Thema sensibilisieren und Hilfestellungen an die Hand geben. Aus diesem Grund hat sich der Fachbereich Kinder, Jugend und Familien am LVR-Förderprogramm "Teilhabe ermöglichen — Kommunale Netzwerke gegen Kinderarmut" beteiligt.

In den Jahren 2014 bis 2017 haben Veranstaltungen und Aktivitäten für Haupt- und Ehrenamtliche aus den Bereichen Schule, Kindertagesbetreuung, Sportverein, Offene Kinder- und Jugendarbeit, Jugendverbandsarbeit und mehr in Nettetal stattgefunden. Die Erkenntnisse dieser Veranstaltungen sind nun in einer gemeinsamen Redaktion kompakt zusammengefasst worden. Das Ergebnis ist eine ansprechend und kompakt gestaltete Broschüre, die eine Handreichung für alle Menschen in Nettetal sein soll, die in haupt- oder ehrenamtlicher Funktion mit Kindern und Jugendlichen (0 bis 18 Jahre) arbeiten. Auf den ersten der 23 Seiten bekommt der Leser Tipps zur persönlichen inneren Haltung und Handeln in der Praxis sowie Anleitungen zur Gesprächsführung. Die letzten Seiten sind eine Auflistung nützlicher Adressen und weiterer Ansprechpartner. Die Broschüre wird an Schulen, Kindergärten, Jugendheime, Sport- und andere Vereine als Handreichung zum Erkennen von Kinderarmut versandt.

"Wir können die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen nicht ändern, aber wir möchten Skrupel abbauen und Sensibilität und Achtsamkeit für das Thema Kinderarmut erzeugen", sagt Jochen Müntinga, Geschäftsbereichsleiter Familie, Bildung und Soziales.