1. Willich

Willichs erster Cannabis Social Club CSC gründet sich

Willichs erster Cannabis Social Club (CSC) : Für eine Hand voll Gras

Jetzt ist es also amtlich: Am Freitag, 22. März, wurde das Cannabisgesetz im Bundesrat beraten und gebilligt. Nur wirft diese Entscheidung viele Fragen und Probleme auf. Cannabis - Fluch und Segen zugleich? In Willich zumindest will sich nun ein CSC, ein sogenannter „Cannabis Social Club“, gründen.

Beim Thema Cannabis scheiden sich die Geister. Für die einen ist es eine Einstiegsdroge, für andere Genussmittel oder gar Schmerzmittel. Tatsächlich zählt Cannabis zu den ältesten Kulturpflanzen der Welt und wird schon seit Jahrtausenden als Arzneimittel eingesetzt. Die älteste Erwähnung datiert auf das Jahr 2 737 vor Christus. Trotzdem hatte der Bundesrat erst vor zwei Wochen die Legalisierung erlaubt und damit auch den Weg frei gemacht für die sogenannten CSC, die „Social Cannais Clubs“. Die dürfen zwar erst ab 1. Juli des Jahres aktiv werden, in Willich laufen die Vorbereitungen für so einen Club aber bereits schon seit Ende letzten Jahres.

Doch was genau sind CSC? „Cannabis Social Clubs sind nicht-gewinnorientierte Vereine, in denen Cannabis-Konsumenten gemeinsam Hanf für den Eigenkonsum anbauen“, bringt es der Willicher Sebastian O. kurz und knapp auf den Punkt. Seit November letzten Jahres planen er, seine Lebensgefährtin und weitere Cannabis-Freunde den ersten Cannabis Social Club für Willich.

„Zur Gründung des Vereins brauchen wir mindestens sieben Mitglieder“, sagt er. Doch das reicht bei Weitem nicht aus. Die Hürden, so einen Club zu gründen, hat der Gesetzgeber ziemlich hoch gesetzt. „Wir müssen eine Bonität nachweisen, ein polizeiliches Führungszeugnis haben, einen Auszug aus dem Gewerbezentralregister. In jedem CSC muss es einen Sucht- und Präventionsberater geben und wir haben eine hohe Dokumentations- und Nachweispflicht als sogenannte Anbauvereinigung zu erbringen“, erklärt der Willicher weiter. Hinzu kommt, dass der Verein pro 6 000 Einwohner maximal 500 Mitglieder haben darf.

„Das Vereinsheim mit Anbaufläche muss bestimmte Abstände zu Schulen, Kindergärten oder Altenheimen haben“, weiß Sebastian O. Darum plant der Verein auch, in das Gewerbegebiet Münchheide zu ziehen. Zu Hause sind lediglich drei Pflanzen für den Eigenbedarf erlaubt.

Doch auch mit einem CSC heißt es nun nicht „Kiffen frei bis der Arzt kommt“ - denn der Konsum von Cannabis ist klar reglementiert. So dürfen Erwachsene ab 21 Jahren im Verein maximal 50 Gramm im Monat erhalten, 25 Gramm dürfen sie bei sich tragen, 50 Gramm daheim. Wer unter 21 Jahre (und über 18 Jahre) ist, darf maximal 30 Gramm „verrauchen“.

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Sebastian O. kann die Diskussion um den öffentlichen Konsum von Cannabis nur in Teilen verstehen. „Cannabis ist keine Einstiegsdroge“, sagt er. „Kein Mensch sagt was, wenn Du in den Supermarkt gehst, dir zig Flaschen Alkohol kaufst und dich betrinkst. Das ist gesellschaftlich akzeptiert. Hast du aber einen Joint in der Hand und rauchst gemütlich auf einer Parkbank, wirst Du gleich als Drogensüchtiger abgestempelt“, zieht er den Vergleich. Und das sei bei Weitem nicht so.

Durch einen CSC würde der Konsum von Cannabis kontrolliert und vor allem dem illegalen Cannabishandel auf lange Sicht das Handwerk gelegt. In Kanada sei durch die Cannabis-Legalisierung der Schwarzmarkthandel um bis zu 80 Prozent zurückgegangen. „Wenn du bei einem Dealer kaufst, weißt Du doch gar nicht, was Du bekommst, ob das Zeug giftig oder gestreckt ist“, so Sebastian O. „Im CSC haben wir eine Dokumentationspflicht und werden ständig kontrolliert - auch was den THC-Gehalt der Hanf-Pflanze betrifft“, erklärt er weiter. Und 50 Gramm - das sei schon eine Menge „... je nach Konsumverhalten, versteht sich“, so der Willicher weiter.

Immerhin könne man aus einem Gramm Cannabis bis zu drei Joints drehen - bei 50 Gramm wären das 150 Joints im Monat. „Hinzu kommt, dass der Kauf beziehungsweise die Mitgliedschaft im CSC viel günstiger ist, als wenn man sich Cannabis schwarz besorgt.“ Der Preis für ein Gramm Cannabis liege auf dem Schwarzmarkt bei knapp zehn Euro. „Da kann man sich ausrechnen, was 50 Gramm kosten würden. Da wird man bei uns im Verein besser bedient“, ist der Willicher optimistisch. „Wir haben eine ganz normale Vereinsstruktur mit Vorstand und Mitgliedern, es gibt einen Anbau-Rat und einen Sucht- und Präventionsbeauftragten. Außerdem kann ein CSC dem illegalen Konsum entgegenwirken“, zählt er die Vorteile auf. Und letztlich will der 1. Willicher Cannabis Social Club Vorurteile über den Konsum von Cannabis abbauen.

Bleiben trotzdem die Kritiker, die mit der Legalisierung eine ganze Menge Probleme sehen. Dirk Peglow, Sprecher des Bundes Deutscher Kriminalbeamter, warnt vor Tiefpreis-Wochen im illegalen Handel und sagt „Wir haben ein Regelungsmonster umzusetzen“. Viele Fragen seien ungeklärt und für die Polizei und Justiz würde viel zusätzliche Arbeit entstehen.