1. Mönchengladbach

KVNO informiert zu Corona, Influenza und RSV

Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein zum aktuellen Infektionsgeschehen : Corona-Risiko ernst nehmen

Wie werden sich die zu erwartenden Infekt-Wellen (Corona, Grippe, Atemwegserkrankungen) im Herbst/Winter entwickeln und was ist mit entsprechenden Impfstoffen? Ein Ausblick der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO)

Dr. Frank Bergmann, Vorstandsvorsitzender der KVNO, findet deutliche Worte: „Wir werden uns dauerhaft auf die Situation einstellen müssen, dass wir es künftig nicht nur mit Influenza und RSV, sondern auch mit SARS-CoV-2 im Winter aufnehmen müssen.“ Die Corona-Fallzahlen seien zwar in den vergangenen Wochen leicht gestiegen (1 384 Meldungen in der Woche 35 in ganz NRW), wären aktuell aber wieder rückläufig und weiterhin auf einem niedrigen Niveau. Zum Vergleich: Im Vorjahr gab es in der betreffenden Woche noch über 50 000 gemeldete Fälle.

Bestätigt werden die Zahlen durch das Abwassermonitoring NRW, wo in den Kläranlagen in Mönchengladbach nun ebenfalls eine sinkende Viruslast zu beobachten ist. Auch das übrige Infektionsgeschehen sei noch auf einem „niedrigen Sommerniveau“.

Für die nasskalte Jahreszeit prognostizierte Bergmann eine „ starke Dreifachbelastung“ aus Influenzvirus, RSV (Respiratorische Synzytial-Virus) und SARS-CoV-2.  Drei Varianten des Corona-Virus, darunter zwei Omikron-Abkömmlinge, gingen vermehrt um, „am wahrscheinlichsten wird sich EG.5, auch Eris genannt, durchsetzen“, schätze der KVNO-Vorstandsvorsitzende die Lage ein. Sorgen machen müsse sich die Bevölkerung nicht, die Symptome von „Eris“ seien mit Kopf- und Muskelschmerzen, Müdigkeit, Husten, Schüttelfrost und Fieber bekannt. Vor allem an chronisch Kranke und Seniorinnen und Senioren appellierte er, das Risiko weiterhin ernst zu nehmen und sich ausreichend zu schützen.

Sorgen bereitet der KVNO in diesem Zusammenhang eine sich abzeichnende Impfmüdigkeit gegen SARS-CoV-2. So wurden in der Kalenderwoche 36 gerade einmal 82 Corona-Imfungen in 17 Arztpraxen durchgeführt. Auch die Zahlen bei den Grippe-Impfungen wären in den letzten Jahren rückläufig. „Das geht komplett in die falsche Richtung und könnte uns diesen Winter teuer zu stehen kommen“, warnte Dr. Frank Bergmann. Dabei sei die Ausgangslage grundsätzlich gut. „Bei den verfügbaren Vakzinen ist einiges in Bewegung“, so der stellvertretende KVNO-Vorstandsvorsitzende Dr. Carsten König, niedergelassener Allgemeinmediziner in Düsseldorf.

Ab dem 18. September werden die ersten Arztpraxen mit einem angepassten Corona-Impfstoff von BionTech/Pfizer beliefert. Moderna und Novavax wollen nachziehen, haben aber noch keine Zulassung durch die EU-Arzneimittelbehörde EMA.

Mit dem Impfstoff „Abrysvo“ von Pfizer gibt es erstmals ein Vakzin gegen RSV, das bereits Babys ab der Geburt schützen soll. Insbesondere Kinder und Jugendliche waren im Winter 2022/23 überdurchschnittlich von schweren Atemwegserkrankungen betroffen. Der neue Impfstoff wird bereits während der Schwangerschaft verabreicht, sodass die gebildeten Antikörper gegen den Erreger an das Kind weitergegeben werden. Für Erwachsene ab 60 Jahren steht mit „Arexvy“ inzwischen auch ein Impfstoff gegen RSV zur Verfügung.

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Scharf kritisierte König, dass es bei den Vakzinen statt der von den Arztpraxen nachdrücklich geforderten Einzeldosen weiterhin bei Großpackungen bzw. Vials geblieben ist. „Wir haben das Bundesgesundheitsministerium mehrfach auf die großen Schwierigkeiten im Umgang mit dem Mehrfach-Vials hingewiesen“, betonte der Mediziner. Für die Praxen sei die Nutzung mit einem erheblichen Termin- und Koordinierungsaufwand verbunden, da ein Vial immer sechs Impfdosen enthalte. „Wenn Patienten ihre Termine nicht einhalten oder die Nachfrage nicht so hoch ist, wird der Verfall und das Wegwerfen des Impfstoffes billigend in Kauf genommen“, sagte König.