1. Mönchengladbach

Planwagentour durchs Liedberger Land​

Planwagentour durchs Liedberger Land : Hoch auf dem gelben Wagen

Gemächlich mit zwei PS durch die niederrheinische Landschaft, dazu historische Info und ein lecker‘ Bierchen (oder auch Wässerchen) – Karl-Josef Groß und Gerd Busch laden zur Kremser-*/ Planwagentour durchs Liedberger Land. Extra-Tipp verlost zwei Plätze im Planwagen.

Kutscherin Nadine Kuschka steuert die beiden rheinisch-deutschen Kaltblüter Ole, 10, und Erasko, 19, gelassen durch die niederrheinische Landschaft. Ihr Chef, Veranstalter Karl-Josef Groß, lässt den Blick über die Hinterteile der Pferde und das üppige Frühlingsgrün schweifen. „Hier oben auf dem Kutschbock zu sitzen, ist für mich Urlaub“, sagt er. Und den teilt er gerne mit den 13 Mitreisenden der St. Sebastianus Bruderschaft Liedberg und dem Gästeführer Gerd Busch, der unter der gelben Plane Historisches und Anekdötchen erzählt, Fundstücke rumgehen lässt und dafür sorgt, dass die Passagiere nicht vergessen, dass Getränke in der Planwagentour inbegriffen sind.

Die 13 hinten im Wagen sind echte Liedberger. Die Bruderschaftler haben von ihren Frauen die Tour zum 50. Bruderschaftsjubiläum geschenkt bekommen. An den historischen Kenntnissen von Gerd Busch haben sie nichts auszusetzen. Der ist zwar nur aus dem Nachbarort Büttgen, aber hat als Junge schon das unglaubliche Gefälle des Liedbergs (78 Meter) genutzt, um runter zu rollen – das zählt auch. Die „schwindelerregende“ Höhe hat schon bei manchen seiner Gäste – aus der Schweiz oder Bayern – Gelächter ausgelöst. Aber für die Liedberger ist der Berg die höchste Erhebung weit und breit, drum thront auch die Burg obern drauf, weithin sichtbar durch die Turmspitze über den Bäumen. Doch die rund 18 Kilometer lange und zweistündige Rundreise führt nur mit einigem Abstand daran vorbei. Halt wird dagegen an den ehemaligen „Lehen“ Haus Raedt, Haus Schlickum und Haus Fürth gemacht, und am Hagelkreuz. Wie man den Adelsstand an steinernen Kugeln auf den Dächern erkennt und was ein Trillhäuschen ist, erfahren die Mitreisenden. Gerd Buch gibt gruselige Geschichten aus der „Gerichtsbarkeit“ von Liedberg zum Besten, über Foltergepflogenheiten, über den damals berüchtigten Fetzer, Diebe und Raubritter und man erfährt sogar, was der Henker verdient hat. „Da war richtig was los“, sagt er.

 Kalt wird es höchstens mal der Kutscherin auf dem Bock. Die Gäste haben es unter der Plane muckelig warm.
Kalt wird es höchstens mal der Kutscherin auf dem Bock. Die Gäste haben es unter der Plane muckelig warm. Foto: Werner Koch

Und dann holt er noch echte Musketenkugeln aus Blei aus der Tasche, Heller und Viertelstüber. Und alle können die alten Fundstücke, von denen noch einige unter der Liedberger Erde schlummern dürften, mal in die Hand nehmen.

Wasserburg Haus Fürth: Hier lebten einst die Grafen Spee, „nur“ niederer Adel, aber für Liedberger Verhältnisse ganz schön reich.
Wasserburg Haus Fürth: Hier lebten einst die Grafen Spee, „nur“ niederer Adel, aber für Liedberger Verhältnisse ganz schön reich. Foto: RBAV/Ulrike Mooz

Im alten Gewölbekeller unter dem Liedberger Landgasthaus, wo früher eine von 19 Korschenbroicher Brauereien war, endet die Tour. Und wer will, kann sich eine Etage drüber noch vom bekannten Spitzenkoch Peter Schmitt (www.llgh.de) etwas Leckeres auf den Teller zaubern lassen.

*Kremser ist ein altes Wort für Planwagen oder Fuhrwerk