1. Mönchengladbach

Eine Stunde pro Woche für Grundschüler mit Förderbedarf​

Leselernhelfer helfen Grundschülern mit Förderbedarf : Vorlesen – besser als „tonies“

Die im Schaukelstuhl sitzende Oma, die ihren gebannt lauschenden Enkeln vorliest, wurde von tonies oder Hörspielen abgelöst – wenn überhaupt! Tatsächlich wird immer weniger mit oder vor Kindern gelesen. Weil darunter die Lese- und Sprachkompetenz sehr leidet, gibt es Mentor – die Leselernhelfer, seit 2017 auch in Mönchengladbach. Ehrenamtliche Mentoren wie Ralf Mitsch und Dr. Heike Schwarz widmen sich eine Stunde pro Woche einem Grundschulkind, das Leseförderung braucht. Was dieser überschaubare Aufwand Tolles bewirkt, erzählen sie im Extra-Tipp.

Heike Schwarz, seit fünf Jahren Mentorin bei „Mentor – Die Leselernhelfer Mönchengladbach e. V.“ und seit 2021 Vorsitzende des Vereins, hat das Buch „Willkommen auf Ponyhof Apfelblüte“ aus der Reihe Bildermaus ausgesucht. „Es hat die große Fibelschrift, kurze Geschichten und viele Bilder, die Kinder mit den Worten verknüpfen können“, erklärt sie. „Es ist nicht so schwer und Tierthemen interessieren Kinder, Pferde natürlich besonders die Mädchen.“

Ralf Mitch, schon seit 12 Jahren Mentor, zunächst in Düsseldorf, seit seiner Pensionierung 2022 in seiner Heimat Mönchengladbach, hat eine andere „Geheimwaffe“ gezogen: ein Buch über Tiger aus der „Was-ist-was“-Reihe. „Die sind einfach gut gemacht, mit einem Quiz drin – vor allem Jungs finden die immer klasse“, sagt er und lacht: „Da kann auch ich noch etwas daraus lernen!“

Mentor sind beide geworden, weil sie gern lesen, weil sie Lesen wichtig finden und weil sie etwas weitergeben wollen. Vorleseerfahrung bringen beide reichlich mit – von den Kindern und Enkelkindern. Viel mehr braucht es auch fast nicht, wenn man Mentor werden möchte: Eine Stunde Zeit pro Woche, vielleicht etwas mehr, um Bücher auszuwählen und seine Vorlesestunde vorzubereiten. Empathie und Geduld, denn nicht jedes Kind macht sofort begeistert mit. Doch mit dem richtigen Buch, mit reden, Rätsel lösen und spielen bekommt man sie alle.

Außerdem gibt es ja noch Unterstützung. Mit einer Einweisung und einem Starterpaket mit Material für die Leseförderung vom Mentor-Bundesverband geht es los. Später tauscht man sich bei regelmäßigen Treffen im Verein aus.

Fast die größte Herausforderung sei es, in den Schulen Räume für die Vorlesestunden zu finden, erklärt Schwarz. Denn es brauche Ruhe und eine gewohnte Umgebung für die Kinder, die ihre Vorlesestunde teils im Anschluss an ihren Schultag haben, teils parallel zum Unterricht.

Für die Mentoren ist es „nur“ eine Stunde, für die Kinder ist es der Grundstein für die Zukunft, für ihre Sprachkompetenz, einen Schulabschluss, einen Beruf und ein gutes soziales Miteinander – denn auch dafür ist Sprache Voraussetzung. Erste Fortschritte stellen sich schnell ein – tolle Erfolgserlebnisse und ein echter Push für das Selbstbewusstsein der Kinder.

Ralf Mitsch und Heike Schwarz erfüllt es mit Freude und Stolz, Mentor zu sein. Für sie steht fest: „Wir machen das, solange wir gucken und lesen können.“