1. Mönchengladbach

Volksverein: Spendenbereitschaft nimmt ab​

Spendenbereitschaft nimmt ab : Loch in der Kasse beim Volksverein

Der Volksverein gilt als Musterbeispiel, wenn es darum geht, Langzeitarbeitslose in den ersten Arbeitsmarkt zu hieven. Doch er finanziert sich zu einem Teil aus Spenden und die lassen nach. Noch ist kein Grund zur Panik, aber die Lage ist angespannt und der Verein rechnet für 2024 mit einem „Loch“ in der Kasse von 80 000 Euro.

Wer beim Volksverein Secondhand-Ware verkauft, in der Schreinerei, der Ölmühle oder in einem der Schulkioske beschäftigt ist, hat schon einen großen Schritt in Richtung erster Arbeitsmarkt getan. „Wir verstehen uns als Brücke“, sagt Stefanie Neumann, Leiterin des Sozialen Dienstes beim Volksverein. Langzeitarbeitslose würden hier für den Arbeitsmarkt fit gemacht, in Bildungsangeboten und mit Anleitung Schritt für Schritt lernen, mit vorgegebenen Strukturen umzugehen. 160 seien es derzeit. Doch der Verein kann das nur mit Hilfe von Spenden stemmen und die werden zunehmend weniger. „Seit Corona ist ein deutlicher Spendenrückgang zu verzeichnen“, sagt Geschäftsführer Matthias Merbecks, die Menschen hätten weniger Geld zur Verfügung und Spendenmittel flössen vor allem dorthin, wo größere Katastrophen seien. Das sei einerseits gut, aber gehe andererseits zu Lasten kleinerer Organisationen. Auch beim Volksverein sei der Start ins Jahr deshalb angespannt.

2023 hat der Volksverein rund 80 000 Euro an Spenden weniger hinnehmen müssen und man gehe davon aus, dass es dieses Jahr nicht besser werde. Außerdem sei für „1-Euro-Jobber“ die so genannte Maßnahmen-Kosten-Pauschale von 1 Million auf 750 000 Euro reduziert worden und die Gehälter tüchtig gestiegen, da beim Volksverein nach Tarif im öffentlichen Dienst bezahlt werde. Erste Konsequenzen gab es bereits: Es mussten zwei Sozialarbeiter entlassen und ein neues Projekt auf Eis gelegt werden.

„Wir wollten einen Online-Verkauf starten für Alleinerziehende mit sehr freier Arbeitszeitgestaltung“, sagt Vertriebsleiter Peter Settele. Kleidung, Elektrogeräte und auch schonmal seltene Antiquitäten oder Kunstgegenstände sollten auf dem neuen Portal vermarktet werden. „Hier landen auch manchmal Dinge, für die in unseren Secondhandläden keine Abnehmer da sind“, sagt er und hat auch gleich ein Beispiel: Vor einiger Zeit sei eine Art Holzkiste mit einem Aufsatz, ähnlich einer Blumenvase, gespendet worden. Es habe einige Zeit gedauert, bis recherchiert war, dass es sich um einen drehbaren Weihnachtsbaumständer handelte, der anhand von Lochplatten auch Musik abspielen konnte. Der Online-Verkauf habe 800 Euro gebracht.

Doch aus dem Einstieg ins Online-Geschäft wird erstmal nichts. Das Geld für einen Projekt-Betreuer und fünf Beschäftigte sei einfach nicht da. Dabei sei die Arbeit des Volksvereins zunehmend wichtiger geworden in Zeiten, in denen viele Stellen unbesetzt sind. „Früher mussten wir Klinken putzen, heute klopfen die kleineren Firmen von selber bei uns an, für Arbeitskräfte, die vielleicht die eine oder andere Einschränkung haben, mit der aber alle leben können“, sagt Matthias Merbecks.

Der Verein hofft darauf, dass die Spendenbereitschaft wieder größer wird und dass neben privaten Spendern vielleicht auch Firmen den Verein sponsern.