1. Mönchengladbach

Wegberger fand Knochen bei Baggerarbeiten​

Wegberger fand Knochen bei Baggerarbeiten : Das Mammut im Wohnzimmer

Die Wegberger Heinz und Sophia Junkers haben neben den Familienfotos ein Stück Urgeschichte in ihrem Wohnzimmerregal liegen – gefunden in einer Kiesgrube bei Krefeld: Mammutknochen. Weil sich in der Familie niemand für Archäologie interessiert, würde sich das Ehepaar freuen, wenn ein Museum Interesse hätte.

Versteinerte Muscheln und Schneckenhäuser, eine versteinerte Schildkröte – zu Beginn seines Jobs hat er sich kaum für das interessiert, was da ab und zu in der Baggerschaufel auftauchte. Die Leidenschaft für Ausgrabungen packte Heinz Junkers das erste Mal, als er vor rund 25 Jahren mit seinem Schwimmbagger in 30 Metern Tiefe einen schneeweißen riesigen Stoßzahn freilegte. Das war bei Arbeiten am Kaarster Baggerloch. „Als ich ihn hochheben wollte, ist er zerbröselt“, sagt der 73-jährige Wegberger, der damals als Maschinist für die Rheinische Baustoffwerke GmbH, eine Tochterfirma der RWE, tätig war. Sein Interesse war geweckt.

Als er wenig später in der Kiesgrube Kempen-Voesch in der Nähe von Krefeld arbeitete, guckte er ganz genau hin, wenn Ungewöhnliches  aus den rund 13 Tonnen Schaufelinhalt seines Baggers ragte. „Wenn Funde einmal ausgesiebt sind und in der Brecheranlage landen, sind sie für immer hin“, sagt er.

Und tatsächlich: Einen kiloschweren Backenzahn mit einem Stück Unterkiefer barg er eines Tages 16 Meter unter dem Grundwasserspiegel. Junkers hatte schon vorher beim Graben gemerkt, dass irgendwas nicht stimmte. „Man merkt ja, wenn sich das anders anfühlt“, sagt er, und der Sand sei auch dunkler gewesen. Sechs weitere Teile hat Junkers geborgen: das teils hohle Stück eines Stoßzahns, einen 70 Zentimeter langen Knochen, der nach Unterschenkel aussieht, einen gigantischen Rückenwirbel und mehrere Teile, von denen er nicht weiß, was es ist. „Wenn ich nicht wieder versetzt worden wäre, hätte ich bestimmt noch mehr dort gefunden“, glaubt er. Das war in den 90-er Jahren.

Seine Kollegen hätten sich zum Großteil für seine Funde nicht interessiert und er habe sie zehn Jahre lang unter Verschluss gehalten. „Ich wusste ja nicht, ob ich die Knochen behalten darf“, so der Baggerfahrer. Irgendwann hat er aber doch seinen Chef gefragt und der hatte nichts dagegen, dass Heinz Junkers alte Knochen aus dem Schlamm klaubt. Gleichzeitig ging der Wegberger dann auch an die Öffentlichkeit. Das WDR-Fernsehen interessierte sich vor zwölf Jahren für seine Knochen und leitete eine Untersuchung der Knochen beim Geologischen Dienst NRW in Krefeld ein. Ergebnis: Es handelt sich um Knochen eines jungen Mammuts, das bei seinem Tod etwa zehn Jahre alt war und 12 000 bis 15 000 Jahre in der Erde gelegen hat. Junkers kontaktierte auch das Archäologische Museum Krefeld. „Aber die haben sich nicht zurückgemeldet“, sagt er.

Junkers hat mit Kneipenbekanntschaften öfter mal Späßchen getrieben in Sachen Knochen. Mit „wetten, in meinem Wohnzimmer ist ein Mammut“ hat er so manche Lokalrunde rausgeholt.

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Inzwischen liegen die Knochen seit gut 25 Jahren in Junkers‘ Wohnzimmer und weder sein Sohn noch der Enkel haben Interesse an den Fundstücken. „Am liebsten wäre mir, wenn die Knochen in einem Museum lägen“, sagt der Rentner.