1. Borussia

: „Wir wollen neue Wege gehen“

: „Wir wollen neue Wege gehen“

Borussia hat im Nachwuchsbereich einen regelmäßigen Austausch mit Vereinen aus anderen Sportarten initiiert. Björn Dickmanns (Sportlicher Leiter U9 bis U15) und U14-Trainer Felix Galli erklären die Hintergründe.

Extra-Tipp: Herr Dickmanns, Borussia hat vor kurzem eine sportartenübergreifende Kooperation in der Nachwuchsarbeit ins Leben gerufen. Mit dabei sind der Gladbacher HTC mit seinen Sportarten Hockey und Tennis, der Krefelder Eishockey-Verein und der Basketballklub Telekom Baskets Bonn. Was hat es mit diesem Angebot auf sich?

Björn Dickmanns: Die Idee ist natürlich nicht neu, aber wir haben sie jetzt konkret aufgegriffen und wollen die Kooperation mit den anderen Klubs mit Leben füllen. Wir haben uns gefragt, welche Sportarten dabei für uns Fußballer interessant sein könnten. Der Gladbacher HTC aber kam beispielsweise schon vorher auf uns zu und hat sich nach einem möglichen Austausch in der Jugendarbeit erkundigt. Mit dem Handballverein TUSEM Essen kommt wahrscheinlich noch ein weiterer Klub dazu, der auch viel im Hinblick auf leistungsorientierte Jugendarbeit tut.

Gab es schon einen konkreten Austausch mit einem der Vereine?

Dickmanns: Drei Jugendmannschaften des KEV waren bereits bei uns und haben ein typisches Jugendtraining absolviert. Umgekehrt war ein Trainerteam von uns bei einem Spiel der U13 des KEV gegen den Nachwuchs der Düsseldorfer EG. Da waren wir sehr beeindruckt: Alle Jungs konnten überragend Schlittschuh laufen, haben selbstständig ihr Warm-up durchgezogen und waren unheimlich diszipliniert.

Herr Galli, was kann ein junger Fußballer von einem jungen Basketballer lernen und umgekehrt?

Felix Galli: Ich glaube, dass sich Mannschaftssportler generell immer etwas von anderen Sportarten abschauen können. Fußball mag die komplexeste Sportart sein, weil hier elf Spieler auf dem Platz stehen und nicht fünf wie beim Basketball oder sieben wie beim Handball, aber es gibt überall Parallelen. Im Basketball gibt es die Zonendeckung, bei uns vergleichbar mit raumorientiertem Verteidigen. Wenn wir Eins-gegen-Eins spielen, mit dem Verteidiger im Rücken, gibt es den Ausdruck: Du musst Basketball-Abstand halten, also eine Armlänge. Wenn man selbst mal Basketball gespielt hat, weiß man, was das bedeutet. Man kann also vieles von anderen Sportarten adaptieren.

Das heißt, Sie halten Ihre Kinder und Jugendlichen auch an, einmal andere Sportarten auszuprobieren?

Galli: Unbedingt! Es ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass Jugendliche später größere Chancen haben, auf einem höheren Level zu spielen, wenn sie in der Jugend mehrere Sportarten betrieben haben. Gerade in den Altersklassen U10 bis U13 ist es empfehlenswert, zwei- oder dreigleisig zu fahren, was die Sportarten betrifft, um einfach breiter aufgestellt zu sein und unterschiedliche Reize zu bekommen.

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Ist es denkbar, dass Sie sogar Trainingsformen aus anderen Sportarten übernehmen?

Dickmanns: Auf jeden Fall. Das findet bei uns auch schon im Athletiktraining statt. Daher ist es für uns auch extrem spannend, die unterschiedlichen Abteilungen wie Athletik- oder Krafttraining zusammenzubringen und voneinander zu lernen. Für uns ist es sehr wichtig, dass die Kinder unterschiedliche Bewegungsmuster kennenlernen, um davon später beim Fußball zu profitieren. Kids gehen heute nicht mehr einfach auf die Straße, um zu spielen, das hat auch mit einem Wandel in der Gesellschaft zu tun. Insofern müssen auch wir neue Wege gehen, um Kinder und Jugendliche in Bewegung zu bringen und ihre Koordination bei unterschiedlichen Bewegungsabläufen zu schulen.

Es gab ja bereits einen Austausch zwischen Borussia und dem KEV. Ist das Projekt langfristig angelegt?

Dickmanns: Wenn es nach uns geht, sehr gerne. Wir treffen uns Mitte September zum ersten Mal mit den Verantwortlichen aller Klubs, um die jeweiligen Vorstellungen abzuklopfen. Wir stellen uns schon vor, dass wir uns regelmäßig treffen, um uns gegenseitig besser kennenzulernen und die verschiedenen Ausbildungspläne zu vergleichen.

Ist der Austausch unter den Trainern aus den verschiedenen Sportarten genauso wichtig wie für die Kids?

Galli: Definitiv, denn man lernt nie aus. Dabei ist es auch nicht entscheidend, auf welchem Leistungsniveau man sich begegnet. Wenn ich mir ein Jugendtraining von Grün-Weiß Holt oder einem anderen Amateurverein anschaue, dann kann ich auch da Dinge für mich und mein Training mitnehmen.

Gibt es andere Fußball-Bundesligisten, die für Ihren Nachwuchs ein ähnliches Konzept fahren wie Borussia?

Dickmanns: Ich kenne das nur vom VfB Stuttgart, der seine Jugendlichen ausdrücklich auffordert, an einem Tag der Woche noch eine andere Sportart auszuüben. Wir trainieren ab der Altersklasse U13 bis zu viermal in der Woche, da ist es allein zeitmäßig schwierig, einen weiteren Trainingstag in einer anderen Sportart anzusetzen. Außerdem unterstützen wir unsere Spieler zu 100 Prozent bei ihren schulischen Verpflichtungen, die ein weiterer Zeitfaktor sind. Entscheidend ist für uns am Ende, alle Dinge aus einem gemeinsamen Miteinander zu erreichen.

Die Trainingsbedingungen für den eigenen Nachwuchs sind bei Borussia sicher sehr viel professioneller als beim KEV oder dem GHTC. Ist das ein Handicap?

Dickmanns: Überhaupt nicht. Bei kleineren Vereinen machen die Trainer vieles mit großer Leidenschaft wett. Für uns ist diese Kooperation auch eine Möglichkeit zu zeigen, dass wir nicht der abgehobene Bundesligist sind, sondern dass wir im Nachwuchsbereich ganz ähnlich arbeiten und extrem bodenständig sind.