1. Borussia

: Das Vertrauen in sich selbst

: Das Vertrauen in sich selbst

„Marco Rose passt zu Borussia wie Arsch auf Eimer.“ Ein Zitat von Sportdirektor Max Eberl im Rahmen einer Podiumsdiskussion bei einer lokalen Tageszeitung. „Der Boss“ wird Rose auf den Social Media-Kanälen des Klubs gerne genannt, was seinem Habitus als sympathischer Teamplayer nicht ganz gerecht wird. Auch als „Menschenfänger“ wird der Fußballlehrer, der am Freitag seinen 44. Geburtstag feierte, gerne genannt – eine Beschreibung, die alle, die mit Rose schon zu tun hatten, bestätigen können.

Als Marco Rose im Sommer 2019 bei einer Pressekonferenz offiziell als neuer Borussen-Trainer vorgestellt wurde, waren sich die Medien – und wahrscheinlich auch die Öffentlichkeit – ausnahmsweise einig: Endlich hat Borussia einen „coolen“ Trainer, so das geflügelte Attribut. Bodenständig, sympathisch, authentisch, selbstironisch und mit gutem Witz, so präsentierte sich der gebürtige Leipziger in den ersten Wochen in Gladbach und behielt seine unprätentiöse Art auch danach bei.

Fuchsteufelswild konnte er nur an der Seitenlinie werden, und das ist auch der Grund, warum der Übungsleiter beim gestrigen Pokalspiel gegen Oberneuland auch fehlte; Rose saß die Strafe für seine Rote Karte beim Pokal-Aus gegen Borussia Dotmund (1:2) in der vergangenen Saison ab. Rose hasst es, zu verlieren, Stillstand bedeutet Rückschritt. Oliver Kahns Mantra „Weiter, immer weiter“ passt bei ihm wie die Faust aufs Auge – oder eben wie Arsch auf Eimer.

Motivator und Taktiktüftler

Rose ist gleichermaßen Motivator wie Taktiktüftler. In den Phasen, in denen er vergangene Saison aufgrund von Verletzungen personell improvisieren musste, trugen seine (neuen) Ideen fast immer Früchte. Sein jüngstes Experiment: Im Testspiel gegen VVV Venlo zog er Linksverteidiger Ramy Bensebaini ins Mittelfeld. Fazit: Experiment gelungen, Bensebaini ist nun ein weiterer „polyvalenter“ Spieler der Fohlen; einer, der mehrere Positionen ohne Qualitätsverlust bekleiden kann.

Die Vielseitigkeit etlicher Spieler war einer der Gründe für den sportlichen Höhenflug in der letzten Saison; mit den beiden Neuverpflichtungen Hannes Wolf und Valentino Lazaro, die ebenfalls jeweils auf mehreren Positionen eingesetzt werden können, werden die Optionen für Rose noch größer.

Roses wichtigste Eigenschaft aber ist vielleicht die Kunst des Motivierens und das Vermitteln unerschütterlichen Selbstvertrauens. Da, wo früher unter Lucien Favre und teils auch unter Dieter Hecking gezaudert wurde, wird heute gezaubert: Borussias Spiel ist so attraktiv wie lange nicht, und das ist dem Bewusstsein geschuldet, dass die Spieler auch Fehler machen dürfen – Hauptsache, sie geben 90 Minuten Vollgas. Der Glaube an die eigene Stärke ist es, was Borussia unter Rose so stark macht. Wie stark Borussia kommende Saison sein wird, ist ungewiss. Die Vorzeichen für eine weitere erfoglreiche Saison stehen jedenfalls gut...